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Geimpfte und Ungeimpfte: So kamen die Brandenburger im Corona-Jahr 2022 durch den Sommer und Herbst

Seit dem 24. Mai 2022 veröffentlichte die Brandenburger Landesregierung nur noch ein reduziertes Lagebild „Covid-19“. Wer die Entwicklung von Inzidenzen und Hospitalisierungen unterschieden nach Impfstatus oder Alter weiter verfolgen wollte, sah sich plötzlich von wichtigen Daten abgeschnitten. Den Kleinen Anfragen der AfD-Abgeordneten Dr. Daniela Oeynhausen und Dr. Hans-Christoph Berndt ist es zu verdanken, dass die Öffentlichkeit doch noch darüber aufgeklärt wird.

Bei der Beurteilung, ob die zugelassenen Covid-19-Impfstoffe für die eigene Impfentscheidung die richtige Wahl sind, bleiben Daten unerlässlich. Neben Expertenmeinungen und Studien bilden Daten aus Massenanwendungen eine solide Entscheidungsgrundlage. Die von der Brandenburger Landesregierung im September und Dezember 2022 vorgelegten Daten [1], [2] beleuchten zumindest einige für die Entscheidungsfindung wesentliche Aspekte.

Das Narrativ von der „Pandemie der Ungeimpften“ müsste sich rückblickend auch in den Brandenburger Statistiken widerspiegeln. Ungeimpfte machten unter den Brandenburgern in 2022 einen Anteil von etwa 32% aus und müssten in den Statistiken der Inzidenzen deutlich überrepräsentiert sein. Doch davon kann im betrachteten Zeitraum 24.05.22 bis 01.12.22 [1], [2] bei weitem nicht die Rede sein. Im Folgenden soll daher betrachtet werden, wie hoch ihr Anteil wirklich war.

Die Landesregierung bemerkt in diesem Zusammenhang zwar, dass ihre Angaben sowohl für Geimpfte als auch Ungeimpfte zu gering sind [1], da „Fälle mit fehlenden Angaben zum Impfstatus und unvollständigem Impfschutz unberücksichtigt bleiben.“ [1]. Sie betont aber auch: „Die Daten dienen daher nur zur Einordnung des Verhältnisses der Inzidenz.“ … und genau darum geht’s.

In den nachfolgenden Diagrammen werden jeweils die Anteile von Ungeimpften und Geimpften übereinander dargestellt. Ungeimpfte unten, Geimpfte oben. Ihre Summe ergibt jeweils 1. Beispiel: für den 24.05.22 wurde für Ungeimpfte eine 7-Tages-Inzidenz von 17,79 und für Grundimmunisierte eine Inzidenz von 25,73 angegeben. An der Summe von 43,52 haben Ungeimpfte einen Anteil von 0,41 und Grundimmunisierte einen Anteil von 0,59. Die Summe beider Anteile ergibt 1. Da Ungeimpfte unter den Brandenburgern einen Anteil von 0,319 (31,9%) stellen, wären sie an diesem Tag unter den gemeldeten Fällen der zurückliegenden 7 Tage überrepräsentiert.

Die gelbe Linie markiert dabei jeweils die Trennlinie zwischen beiden Gruppen entsprechend der Impfquote. Überschreiten die Anteile der Ungeimpften diese Linie von unten, sind sie entsprechend überrepräsentiert. Analog gilt, wenn die Anteile der Geimpften diese Linie von oben überschreiten, sind sie überrepräsentiert.

Die dünne, weiße Linie zeigt den Verlauf der absoluten 7-Tages-Inzidenzen normiert auf deren Maximalwert im betrachteten Zeitraum [3]. Die Werte wurden also durch ihren Maximalwert geteilt und bewegen sich daher ebenfalls im Bereich von 0 bis 1. Damit lassen sich im zeitlichen Verlauf leicht Höhen und Tiefen erkennen.

7-Tages-Inzidenz
Der Parameter erfasst ausgehend vom Bezugsdatum alle in den zurückliegenden 7 Tagen gemeldeten Covid-19-Fälle in Brandenburg. Zur besseren Vergleichbarkeit mit anderen Ländern wird der Wert auf 100.000 Einwohner bezogen. Seine Aussagekraft über das tatsächliche Infektionsgeschehen ist umstritten. Er wurde von politischen Entscheidungsträgern aber immer wieder zur Grundlage einschneidender Maßnahmen und Grundrechtseinschränkungen gemacht.

Der direkte Vergleich zwischen Grundimmunisierten und Ungeimpften fällt eher zum Nachteil der Geimpften aus, Bild 1. Auch die leichten Vorteile, die sich im Vergleich von Geboosterten und Ungeimpften für Geimpfte ergeben, sind kaum der Rede wert, Bild 2.

Bild 1
Bild 2

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Landesregierung entgegen der Fragestellung keine Unterscheidung zwischen 1-fach, 2-fach oder mehrfach Geboosterten vornahm. Der Begriff vereinte alle diese Impfstatus.

Darüber hinaus lässt sich auch kein Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Inzidenz-Anteile und den tatsächlichen 7-Tages-Inzidenzen im zeitlichen Verlauf erkennen. Man kann also auch nicht schlussfolgern, dass Geimpfte zumindest dann Vorteile entwickeln, wenn das Infektionsgeschehen besonders hoch ist.

7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz
Auch dieser Parameter ist hinsichtlich seiner Aussagekraft umstritten. Das liegt vor allem an den Bedingungen, unter denen Patienten in die Statistik rutschen. Das RKI merkt hierzu an:

„Meldepflichtig gemäß Infektionsschutzgesetz ist jede Hospitalisierung in Bezug auf COVID-19. Das bedeutet, dass der Grund der Aufnahme in Zusammenhang mit der COVID-19-Erkrankung steht, aber ein direkter kausaler Zusammenhang zum Zeitpunkt der Meldung noch nicht hergestellt werden muss.“ [4]

und den Grund für dieses wenig trennscharfe Vorgehen liefert das RKI gleich hinterher:

„Dies soll eine niedrigschwellige, zügige und aufwandsarme Meldung gewährleisten.“ [4]

Im direkten Vergleich zwischen Grundimmunisierten und Ungeimpften schneiden Geimpfte abermals keineswegs besser ab, Bild 3.

Bild 3

Gewisse Vorteile lassen sich lediglich im Vergleich zwischen Geboosterten und Ungeimpften zugunsten der Geimpften erkennen, Bild 4.

Bild 4

Dennoch hatten Zeitgenossen, die unter dem Eindruck des Narrativs von der „Pandemie der Ungeimpften“ standen, vermutlich ein anderes Maß der Überrepräsentation Ungeimpfter erwartet.

Hinzu kommt, dass Geimpfte natürlich noch das Risiko von Impfnebenwirkungen tragen [5]. Mit jeder weiteren Spritze steigt für Geimpfte also die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer schweren Impfnebenwirkung zu werden. Lt. Sicherheitsbericht des PEI [5] wurden auf 1000 verimpfte Dosen 0,25 schwere Impfnebenwirkungen gemeldet.

Hospitalisierungen nach Alter
Bei der Frage, wer eigentlich wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt wird, spielt statistisch gesehen das Alter eine wesentliche Rolle. Am häufigsten trifft es dabei über 60-Jährige, Bild 5.

Bild 5

Andere Altersgruppen sind auch vertreten, dominieren aber nicht das Geschehen in den Krankenhäusern.

Wer landet auf der Intensivstation?
Eine Unterscheidung nach dem Impfstatus liefert die Landesregierung zu diesem Punkt nicht und führt dazu an, dass keine entsprechenden Daten vorliegen würden und das DIVI-Intensivregister in den eigenen Berichten diese Unterscheidung ebenfalls nicht mehr vornehmen würde. Außerdem verweist die Landesregierung auf datenschutzrechtliche Gründe [1].

In der Tat sind die Fallzahlen bei den Intensivpatienten sehr niedrig. Der Brandenburger Spitzenwert lag im betrachteten Zeitraum bei 62 und wurde am 01.11.22 erreicht. Unterschieden nach Alter wird auch hier klar, dass die meisten der intensivmedizinisch betreuten Menschen 60 Jahre oder älter sind, Bild 6.

Bild 6

Fazit
Eine „Pandemie der Ungeimpften“ läßt sich anhand der Zahlen der Landesregierung im Zeitraum von Ende Mai ’22 bis Anfang Dezember ’22 nicht feststellen. Den Vorteilen von Geboosterten bei der Hospitalisierungsinzidenz stehen Risiken der Impfung selbst gegenüber.

Betroffen von Hospitalisierungen sind vor allem Menschen über 60 Jahre. Das gilt auch für Behandlungen auf Intensivstationen. Neben Alter und Impfstatus liefern die Angaben der Landesregierung keine weiteren Unterscheidungsmerkmale, um zu klären, wer eigentlich zu den vulnerablen Gruppen gehört. Zweifellos gehört das Alter dazu. Jedoch wären Angaben über Vorerkrankungen hilfreich gewesen, um Bürgern und Fachleuten die Einschätzung des individuellen Risikos zu erleichtern.


[1] https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parladoku/w7/drs/ab_6300/6301.pdf
[2] https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parladoku/w7/drs/ab_6900/6961.pdf
[3] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Fallzahlen_Kum_Tab_aktuell.xlsx?__blob=publicationFile
[4] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/gesamt.html
[5] https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/bulletin-arzneimittelsicherheit/2022/4-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=4