Am 15. September 2025 soll in Velten der sogenannte „MAZ-Talk“ mit den Bürgermeisterkandidaten stattfinden. Vier Kandidaten haben sich für das Amt des Bürgermeisters beworben. Marcel Siegert (Pro Velten), Marco Schulze (AfD), Andreas Müller (CDU) sowie die parteilose Manuela Nebel. Der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) konnte man entnehmen, dass Marco Schulze, der Kandidat der AfD, nicht an der Talkrunde teilnehmen wird (1). Wir haben ihn nach dem Grund für die Absage befragt.
BF: Herr Schulze, warum nehmen Sie an der Talkrunde, die die Märkische Allgemeine Zeitung am 15. September 2025 im Veltener Kommunikationszentrum veranstaltet, nicht teil?
M. Schulze: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum Einen bin ich bereits vor längerer Zeit mit meiner Event-Catering-Firma für eine Hochzeitsfeier gebucht worden. Das kann und möchte ich nicht absagen, da es sich um die Hochzeit der Tochter einer Stadtverordneten aus Velten handelt. Dann gibt es noch einen anderen Grund, der mit meinem früheren Verhältnis zur Märkischen Allgemeinen Zeitung und einigen Redakteuren zu tun hat. Es ist nämlich so, dass ich zu Zeiten meiner Box-Karriere und auch danach, einen sehr guten Kontakt dorthin pflegte. Das änderte sich, als ich in die AfD eintrat.
BF: Können Sie mir bitte schildern, wie Ihre frühere Verbindung zur MAZ war?
M. Schulze: Sebastian Morgner hat während meiner Profikarierre als Boxer immer authentisch und fair über mich berichtet. Uns verband eine sehr gute Freundschaft und er hatte Einblick in mein Privatleben. Auch nach dem Ende meiner Box-Karriere hat er mich immer unterstützt. So zum Beispiel, als ich die erste Fußball-Fanmeile in Velten zur WM 2018 veranstaltete. Deutschland schied damals bereits in der Gruppenphase aus. Das Interesse der Deutschland-Fans änderte sich dadurch schlagartig. Dazu kam, dass der Standort nicht zentral in Velten war, sondern auf dem Deeg-Gelände kurz vor der Stadtgrenze Richtung Hennigsdorf. Das Ganze war für mich ein wichtiges Lehrstück (3). Ich habe viel Geld verloren. Zusammen mit der OVG konnte ich aber den Kitakindern aus Velten eine Freude machen und habe sie auf das Gelände eingeladen. Dort konnten sie im Hüpfburgpark toben und wurden natürlich mit Essen und Getränken versorgt. Die Berichterstattung zu meiner Fanmeile war sehr wohlwollend und wertschätzend. Es gab auch noch andere Aktionen wie die REWE-Weihnachtsmannaktion oder das Sponsoring von Fußbällen und einem Grill für einen Kindergarten. Es gab niemals etwas Negatives über mich in der Presse zu lesen. Die Zeiten damals waren sehr schön. Meine Eltern haben alle Zeitungsberichte archiviert.
BF: Wie kam es dann, dass sich der Ton in der Berichterstattung änderte?
M. Schulze: Wie ich bereits in meinem ersten Interview mit der BF erwähnte (2), waren die durch die Grenzöffnung in 2015 eingetretenen sichtbaren Veränderungen für mich nicht mehr hinnehmbar. Selbst hier im Berliner Umland nahm der Anteil von Menschen nichtdeutscher Herkunft immer mehr zu. Da ich über gute Kontakte zur SPD in Velten verfügte, suchte ich zuerst den Landtagsabgeordneten Andreas Noack auf. Er hatte mich früher mit seiner Versicherungsagentur der Nürnberger Versicherung unterstützt. Ich kannte ihn gut und teilte ihm meine Sorgen und Erlebnisse mit. Auf meine Fragen, die ich ihm stellte, konnte und wollte er nicht antworten. Das war ein ziemlicher Schock für mich.
Dann ging ich zur Bürgermeisterin Ines Hübner (SPD). Sie war früher die Schirmherrin bei einigen Box-Veranstaltungen. Im Bürgermeister-Wahlkampf 2017 kam Andreas Noack auf mich zu und bat mich Frau Hübner zu unterstützen und somit etwas „zurückzugeben“. Das habe ich gern gemacht und so war ich dann zusammen mit ihr auf Wahlplakaten zu sehen. Die Zusammenarbeit war immer sehr positiv gewesen. Als ich Sie jedoch mit meinen Fragen und Anliegen konfrontierte, war Sie nicht mehr sehr freundlich gestimmt. Sie sagte mir, ich solle mir genau überlegen, was ich mache. Sollte ich in die AfD eintreten, sei die Rathaustür für mich verschlossen.
BF: Sind Sie dann direkt in die AfD eingetreten?
M. Schulze: Ich nahm Kontakt zu Personen aus der Umgebung auf, die für die AfD tätig waren und nahm dort an Treffen und Veranstaltungen teil. Der Landtagsabgeordnete Andreas Galau kannte mich damals nicht. Ich wurde erst nach neun Monaten Überprüfung in die AfD aufgenommen. Meinen Parteikollegen teilte ich mit, dass ich über einen guten Draht zur lokalen Presse verfügen würde. Sie waren irritiert, da sie sich das nun nicht mehr vorstellen konnten und sie hatten recht damit.
Denn bei meinem Einzug in die Stadtverordnetenversammlung Velten im Juni 2019 wurde ich von Marco Paetzel (MAZ) interviewt. Am nächsten Tag erschien in der Zeitung ein Artikel mit der sinngemäßen Überschrift, dass ich alle Ausländer integrieren will. Diese Aussage war falsch. Ich habe gute Erfahrungen in 15 Jahren Boxtraining in Berlin Wedding und Moabit mit ausländischen Menschen gemacht und hatte im Interview gesagt, dass es möglich sei, zu integrieren. Ein Problem habe ich mit denen, die ohne Pass hierherkommen. Ich forderte eine Richtigstellung bei Herrn Paetzel ein. Am nächsten Tag erschien dann ein kleiner unscheinbarer Abschnitt in der Zeitung.
BF: Wie ging es weiter mit der Berichterstattung der MAZ und der Märkischen Oderzeitung (MOZ)?
M. Schulze: Es war leider nicht positiv. In jedem Artikel erscheint in einem Satz, die AfD sei „vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft“. Die Mitarbeiter der Zeitungen, mit denen ich über Jahre gute Kontakte pflegte, schreiben so etwas über mich. Ich habe beim Verfassungsschutz Mitte 2020 angefragt. Die Antwort lautete, dass ich nie beobachtet und somit auch nichts über mich gespeichert wurde (Schreiben liegt der BF vor; Anm. der Redaktion). Ich bin davon überzeugt, dass es nicht immer so weitergehen wird mit der Berichterstattung. Es wird sich irgendwann ändern. Bis das passiert, werde ich nicht mehr mit diesen Zeitungen sprechen.
BF: Wie fand denn die Kontaktaufnahme für den MAZ-Talk statt?
M. Schulze: Ich wurde von insgesamt vier Redakteuren kontaktiert. Für das MAZ-Porträt kam Sebastian Morgner auf mich zu. Ich lehnte ab. Es folgten Knut Hagedorn, Sebastian Bauer sowie Marco Paetzel. Er war sehr hartnäckig und fragte mehrmals über Whatsapp an. Ich wurde regelrecht bedrängt. Erst wenn dort zu einem vernünftigen Journalismus übergegangen wird und das geschrieben wird, was ich sage, bin ich wieder zu Gesprächen bereit. Ich könnte mir auch vorstellen, dass zum MAZ-Talk Zuschauer im Publikum sitzen, die gezielt Fragen stellen, die mich verunsichern oder provozieren sollen. Mir fehlt die Erfahrung darauf zu reagieren. Deshalb bevorzuge ich das direkte persönliche Gespräch. Bei meinen insgesamt zwölf Veranstaltungen im Veltener Stadtgebiet kann mich jeder treffen und kennenlernen. Die Termine wurden über Social Media und meinen Wahlflyer verteilt. Die Menschen sollen mich so kennenlernen, wie ich wirklich bin. Ich möchte, dass es wieder „ein Gemeinsam“ in Velten gibt. Mit Frau Hübner war das nicht möglich. Sie ist unnahbar.
BF: Es gab vor einigen Tagen eine Meldung in der MAZ, in der die Stadtverwaltung Veltens sich aufgrund von zwei Wahlplakaten von Ihnen distanziert (4). Worum geht es da genau?


M. Schulze: Es geht um ein Plakat, auf dem ein Ordnungsamtsmitarbeiter von hinten zu sehen ist. Auf dem zweiten Plakat stehe ich vor dem Eingang am Rathaus und halte die Stadtflagge Veltens in der Hand. Angeblich haben sich Veltener irritiert an die Stadtverwaltung gewandt und gefragt, ob diese mich im Wahlkampf unterstützt. Das ist doch eine ausgedachte Sache. Warum fragen die Leute nicht bei mir direkt an? Jeder zweite Veltener hat meine Telefonnummer und kann mich anrufen. Ich bin immer erreichbar. Der Mann mit der Ordnungsamtsweste ist nicht aus der Veltener Verwaltung. Ich möchte damit auf die mangelnde Sichtbarkeit der Ordnungsamtskräfte im Veltener Stadtgebiet aufmerksam machen. Mit der Veltener Flagge vor der Rathaustür möchte ich meine Verbundenheit zur Stadt demonstrieren. Ich war immer stolz auf meine Heimatstadt. Während meiner Box-Karriere nannte man mich den „Asterix aus dem gallischen Dorf Velten“. Seit Juni 2021 hängt die Flagge auch wieder durch einen Beschlussantrag meiner Fraktion vor dem Rathaus.
Die Stadtverwaltung hat eine Neutralitätspflicht in Bezug auf Wahlwerbung. Eine Presseerklärung zu meinen Plakaten hätte nicht erscheinen dürfen. Aber ich bedanke mich bei der Stadtverwaltung für die Wahlwerbung. Jetzt schauen die Menschen erst recht auf die Plakate.
BF: Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Interview und Fotos für die BF: Gabriele Schade
[1] https://www.maz-online.de/lokales/oberhavel/velten/buergermeisterwahl-velten-maz-talk-findet-am-15-september-2025-statt-TLJ2MLYOBJDTZFEDO6S2H6UD2M.html
[2] https://www.maz-online.de/lokales/oberhavel/velten/marco-schulze-aufgeben-ist-fuer-mich-keine-option-QW7374WFUGPKZN6B4HV2TDKEQ4.html
[3] https://brandenburgerfreiheit.de/morddrohung-gegen-veltener-afd-buergermeisterkandidaten/
[4] https://www.maz-online.de/lokales/oberhavel/velten/velten-aerger-um-wahlplakat-von-afd-kandidat-marco-schulze-verwaltung-distanziert-sich-AYPSOYZSNJB23ELBHMXTSI4GNQ.html