Gezielte Angsterzeugung und Anwesenheitspflicht beim Baerbock-Besuch. An einer Potsdamer Waldorfschule erreicht der politische Konformismus neue Höchstwerte. Die politische Indoktrination durchdringt alle Bereiche der Gesellschaft und spart auch die Schulen nicht aus. Gabriele Schade sprach mit dem Vater eines betroffenen Schülers.
Am 10. Januar 2024 veröffentlichte das Recherche-Portal „Correctiv“ einen Artikel über ein sogenanntes „Geheimtreffen“, welches im November 2023 im Potsdamer Hotel „Landhaus Adlon“ stattfand. [1]. Dort hatten sich ca. 20 Personen, die in unterschiedlichen beruflichen Funktionen tätig sind, getroffen. Dabei waren u.a. Mitglieder der AfD, CDU, Werte-Union, der Identitären Bewegung sowie auch Ärzte, Unternehmer und Juristen. Stein des Anstoßes war der Vortrag von Martin Sellner, dem Chef der Identitären Bewegung Österreich. Darin soll es um Remigration „die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland“ gegangen sein.
Das Thema beherrschte über Wochen die Medien und führte dazu, dass sich sehr viele Menschen in Deutschland berufen fühlten, „Haltung“ gegen die AfD zu zeigen. Es wurde bundesweit zu Demonstrationen von unterschiedlichsten Organisationen, Parteien und auch Kirchengemeinden gegen rechts aufgerufen [2], an denen Politiker, Künstler, Schauspieler teilnahmen. Von einer „Wannseekonferenz 2.0“ war die Rede und bereits eine Woche nach Veröffentlichung der Correctiv-Recherche gab es darüber szenische Lesungen an deutschen Theatern [3]. Das Thema war in aller Munde und führte in der Waldorfschule Potsdam [4] im Rahmen des Geschichtsunterrichtes zu einer sehr fragwürdigen Situation. Diese Schule war bereits ein Jahr zuvor wegen eines Besuches der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in den Fokus geraten.
Gabriele Schade sprach für die Brandenburger Freiheit mit einem Vater, dessen Sohn diese Schule besucht.
BF: An eurer Schule gab es vor einigen Wochen einen Vorfall im Geschichtsunterricht einer 9. Klasse. Die Lehrerin hatte alle Schüler, bei denen mindestens ein Elternteil nichtdeutsch ist, aufgefordert aufzustehen und sich in einer Reihe aufzustellen. Dann sagte sie sinngemäß, dass wenn die AfD in Regierungsverantwortung wäre, diese Kinder und ihre Familien Deutschland verlassen müssten. Könntest Du bitte sagen, was Du darüber weißt ?
Vater: Diese Lehrerin hat in mindestens drei Klassen solche Aufstellungen durchgeführt. Ich weiß von einer 9., 10. und 11. Klasse. In der 9. Klasse gab es Jugendliche, die sich sehr schlecht gefühlt haben und der Lehrerin das auch mitgeteilt haben. Diese ließ die Kritik nicht gelten und meinte, dass es aus ihrer Sicht richtig wäre und eine schöne Methode sei. Auch Vertrauenslehrer nahmen das Anliegen, welches von einer Schülersprecherin an sie herangetragen wurde, nicht ernst. Es gab keine Rückmeldungen. Betroffene Eltern wandten sich an die Lehrerin, die auch hier keinerlei Kritik annahm. Die Schulleitung fand solche Aufstellungen auch durchaus legitim.
In der 9. Klasse hatte eine Elternsprecherin das Thema beim Elternabend angesprochen. Dort wurde von vielen Eltern Desinteresse signalisiert. Diese fanden das Vorgehen okay. Die betroffenen Eltern sollten die Lehrerin direkt kontaktieren. Das Thema wurde schnell abgehandelt und ein Gespräch darüber somit vermieden. Daraufhin hat die Elternsprecherin eine Rundmail verfasst und gefragt, wie es den Kindern mit der Aufstellung ergangen ist. Der Rücklauf war relativ verhalten.
Im zweiten Schritt haben die betroffenen Eltern und die Elternsprecherin ein Schreiben an die Lehrerin formuliert. Darin wurde um menschlicheren Umgang mit den Kindern gebeten, sowie die Persönlichkeitsrechte zu achten und sich bei hochsensiblen Themen mit mehr Einfühlungsvermögen und Verständnis, den jungen Menschen zu widmen. Auch wurde an die Fürsorgepflicht erinnert. Von diesem Schreiben distanzierten sich wiederum andere Eltern und wollten auch als „distanzierte Eltern“ namentlich genannt werden. Vermutlich hat es damit zu tun, dass die AfD bei dem Thema eine Rolle spielt. Schlussendlich haben nur wenige Eltern diesen Brief unterzeichnet. Die Lehrerin hat es in einem Antwortschreiben abgetan und die Schulleitung hat sich nicht weiter darum gekümmert. Ein betroffener Vater aus der 9.Klasse, der schon mehrfach in der Schule die Einhaltung der Fürsorgepflicht für seine Kinder angemahnt hatte, hat nun zwei seiner drei Kinder von der Schule genommen.
BF: Die besagte Lehrerin ist die Klassenlehrerin Deines Sohnes, der in die Oberstufe geht. Gab es dort schon ähnliche Situationen ? Wie ist die Atmosphäre im Unterricht ? In unserem Telefonat hattest Du gesagt, dass diese Lehrerin seit Jahrzehnten an Eurer Schule unterrichtet, sie sozusagen „eine graue Eminenz“ an der Schule ist. Gab es denn in der Elternschaft Beschwerden und wie wurde denen begegnet ?
Vater: Es gab ähnliche Vorfälle mit autoritärem Verhalten, die den humanistischen Anspruch der Schule nicht erfüllen. Sie begegnet den Kindern nicht unvoreingenommen und wirkt sehr manipulativ. Es gab öfter Zusammenstöße mit Eltern wegen überhöhten Forderungen an die Kinder. Gleichzeitig ist das Lernmaterial unzureichend und teilweise mit politischem Hintergrund. Mit Erwachsenen geht sie ansonsten sehr freundlich in Gesprächen um. Allerdings ist Aussitzen und Abwiegeln ihr Programm. In der Schulgemeinschaft scheint das so zu funktionieren. Es gab in der Elternschaft Menschen, die das unangenehme, manipulative Verhalten bestimmter Lehrer und ein Klima der Angst in der Schule schon selbst erlebt haben und trotzdem ihre Kinder in diese Schule gegeben haben. Das kann ich nicht verstehen. Viele Eltern haben scheinbar ein verklärtes Bild von der Waldorfpädagogik und glauben, dass sich die heute bestehenden Schulen noch an die Vorgaben des Gründers halten.
BF: Seit wann ist Dein Sohn in dieser Klasse und wie kommt er mit der Klassenlehrerin zurecht ?
Vater: Mein Sohn ist seit mehreren Jahren in dieser Klasse und in dieser Zeit haben einige Lehrer die Schule verlassen. Ich nehme an, dass hat teils mit internen Querelen des Lehrkörpers zu tun. Das Schulleben hat sich sehr verändert. Seit geraumer Zeit herrscht an der Schule Lehrermangel. Mein Sohn kann mit seiner Klassenlehrerin nicht viel anfangen. Weder menschlich, noch als Lehrerin.
BF: Im vergangenen Jahr hat die Außenministerin Frau Baerbock eure Schule besucht. Die Elternschaft wurde offiziell nicht darüber informiert. Einige Eltern haben davon erfahren und waren bei der Veranstaltung auch zugegen. Andere wiederum haben eine Friedensdemo vor der Schule abgehalten. Was hat Frau Baerbock dort vorgetragen ? Wieso wurde sie von der Schule eingeladen und wie stand die Elternschaft dazu?
Vater: Die besagte Lehrerin hatte schon vor Jahren Frau Baerbock als Mitglied der Partei „Die Grünen“eingeladen. Zeit hatte sie seinerzeit nicht; erst jetzt wo sie Ministerin ist. Ich habe es ein bis zwei Tage vorher von meinem Sohn und dann auch noch von einer anderen Stelle erfahren, dass sie die Schule besucht. Eltern waren nicht eingeladen. Es wurde den Schülern angekündigt, dass zwei interessierte Schüler ab Klassenstufe 7 zur Diskussion dabei sein sollten, aber dann mussten überraschend doch alle Schüler dieser Klassen teilnehmen.
Normalerweise werden Eltern einer Waldorfschule über alles informiert. Es befanden sich bewaffnete BKA-Mitarbeiter in der Aula. Einige Eltern fanden es sehr befremdlich, nicht informiert gewesen zu sein, da Frau Baerbock ein Sicherheitsrisiko aufgrund ihrer Funktion als Außenministerin darstellt. Schließlich hat sie Russland den Krieg erklärt. Manche Eltern hätten ihre Kinder dann zu Hause gelassen. Die Ministerin hat unterschiedliche politische Themen wie den Ukraine-Krieg und auch Waffenlieferungen angesprochen. Die Schüler konnten Fragen stellen, die dann – wie wir es aus den Medien kennen – mit Plattitüden beantwortet wurden.
Ich war mit einigen Eltern vor dem Schulgebäude. Wir haben eine Friedensdemo [5] abgehalten und durften uns nicht direkt vor der Schule aufhalten, sondern mussten die gegenüberliegende Straßenseite benutzen. Nach der Veranstaltung mit Frau Baerbock gab es Beschwerden von Eltern wegen der fehlenden Informationen zu der Gefahrenlage für die Kinder. Die Schulleitung wiegelte wie üblich ab und teilte lediglich anschließend mit, dass die Eltern künftig wieder informiert werden.Weitere Folgen hatte das Fehlverhalten der betroffenen Lehrkräfte und der Schule nicht.
BF: Schulen und Lehrpersonal müssen sich politisch neutral verhalten. Wenn man den Vorfall im Geschichtsunterricht betrachtet oder auch den Besuch von Frau Baerbock kann man davon nicht mehr sprechen. Auch gab es in den letzten Wochen Vorfälle an anderen Schulen, die medial großes Aufsehen erzeugten wie der Fall des 16jährigen Mädchens, welches aus dem Unterricht abgeholt wurde, wegen eines AfD/Schlumpf-Videos. Der Schulleiter hatte sie angezeigt und sie erhielt eine Gefährderansprache. Das Fichte-Gymnasium in Berlin/Steglitz hatte eine Demo gegen „Rechts“ organisiert. Vor einigen Jahren waren die FFF-Demos populär und manche Schulen gaben ihren Schülern unterrichtsfrei, um dort teilzunehmen. Was ist Deiner Meinung nach (hier im Land ) passiert, dass an Schulen so offen politisch instrumentalisiert wird?
Vater: An den FFF-Demos hat unsere Schule auch teilgenommen. Es gab sogar Aufrufe dazu. Proteste von Eltern gab es nicht, da es sich um eine „gute“ Sache handelte. Die Regierung hat die Regelung der politischen Neutralität aufgrund der wichtigen Themen wie Anti-Rassismus und Klimaschutz aufgehoben. In die Unterrichtsmaterialien werden die politische Themen wie z.B Integration und Klima eingearbeitet. Dieser Lehrstoff wird dann abgefragt und wenn er „richtig“ beantwortet wurde, gut bewertet. Meinungsfreiheit ist nicht mehr vorhanden. In den Unterrichtsfächern meines Sohnes gibt es bis auf Eurythmie oder Mathematik kein Fach, welches nicht politisch gefärbt ist.
BF: Würdest Du sagen, dass die politische Indoktrination Einzug an deutschen Schulen gehalten hat ? Wenn ja, wie kann man dem entgegentreten und sich wehren?
Vater: Eltern haben keinen Einfluss darauf, was in der Schule passiert, in welche die Kinder zwangsverpflichtet sind. Auch nicht mehr an Waldorfschulen. Gesellschaftliche Themen kommen auch als Vorgaben von Ministerien in die Schule. Das Einzige was Eltern machen können, ist ihren Kinder ein wirkliches Zuhause zu geben, zuhören und für sie da sein. Fragen, wie es ihnen ergeht nach dem langen Schultag; fragen, was sie erlebt haben. Eltern sind das einzige Korrektiv in diesem Wahnsinn. Die Schule bringt den Kindern nicht bei, Dinge zu hinterfragen und sich eine eigene, unabhängige Meinung zu bilden. Demokratie kann sich mit derart gebildeten Menschen nicht entwickeln. Gehorsam scheint gefragt zu sein.
BF: Wie ist die aktuelle Situation in eurer Schule?
Vater: Wir haben Lehrermangel und krankheitsbedingte Ausfälle, auch bei Schülern. Die Schulämter rufen dazu auf, als Springer zu arbeiten. An die Kinder wird nicht gedacht. Mein Sohn braucht eine persönliche Bindung zu dem Lehrer, um zu lernen. Teilweise gibt es nur Betreuung und Beschäftigung.Vor Jahren war der Unterricht an Waldorfschulen noch von freiheitlichem Denken geprägt. Das hat sich in den letzten drei Jahren verändert. Die Lehrer, die das dennoch praktizieren wollen, haben die Schule verlassen. Das Miteinander und das gemeinschaftliche Bewusstsein von Eltern, Lehrern und Schülern hat in den letzten Jahren sehr gelitten und fehlt jetzt.
BF: Vielen Dank für dieses offene und ehrliche Gespräch. Es wird noch eine Fortsetzung dieses Interviews geben, in dem über die Maßnahmen während der Corona-Zeit gesprochen wird.
Persönlicher Kommentar der Verfasserin:
Wenn man dieses Gespräch auf sich wirken lässt, gewinnt man den Eindruck, dass es scheinbar nicht mehr von Relevanz ist, auf persönliche Empfindungen von Kindern einzugehen. Es wird die vorgegebene politische Agenda zu Lasten unserer Kinder umgesetzt. Lehrpersonal und erschreckenderweise auch Eltern ist es zunehmend wichtiger, die „richtige Haltung“ zu zeigen. Doch wie geht es den Kindern damit ? Eine Folge könnte sein, dass sie nicht mehr gerne zur Schule gehen und vielleicht auch das Interesse am Lernen verlieren. Die gute Note gibt es nicht mehr für kreatives Denken, sondern für stumpfes Auswendiglernen von vorgegebenen Phrasen.
Und was macht es mit den Kindern, die von ihren Eltern für übergriffiges Verhalten von Lehrpersonal, nicht geschützt werden ? Die sich sogar namentlich distanzieren, nur um auf der „richtigen“ politischen Seite zu stehen. Diese Fragen müssen gestellt werden. Es ist dringend an der Zeit, dass unsere Gesellschaft zu einem Handeln zurückkehrt, an dem das seelische Wohl unserer Kinder mehr Beachtung findet. Die schulische Bildung muss dazu dienen, dass freies Denken gefördert wird. Der politischen Einflussnahme an den Schulen muss, zum Schutz unserer Kinder, Einhalt geboten werden.
[1] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/
[2] https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/demos-gegen-rechtsextremismus-106.html
[3] https://www.waz.de/staedte/oberhausen/article241434220/Theater-zeigt-Correctiv-Enthuellungen-als-szenische-Lesung.html
[4] https://waldorfschule-potsdam.de/
[5] https://www.youtube.com/watch?v=eGZMSeorhio