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Bundeskanzler Scholz in Neuruppin – Interview mit einem Augenzeugen

Während die meisten Massenmedien vor allem über die Lautstärke des Protestes beim Kanzlerauftritt in Neuruppin berichten, hat BF mit einem Augenzeugen gesprochen, der die Geschehnisse vor Ort verfolgt hat. Im Interview mit der Brandenburger Freiheit schildert Alexander Damrow seine Motive nach Neuruppin zu fahren und seine Eindrücke von den Ereignissen in der Kreisstadt im Nord-Westen Brandenburgs.

Herr Damrow welche Gründe gab es für Sie, aus dem benachbarten Landkreis Oberhavel nach Neuruppin zum Auftritt des Bundeskanzlers zu fahren?

Damrow: Ich hatte tatsächlich mehrere Gründe nach Neuruppin zu fahren. In erster Linie ging es mir darum meinen Unmut und meine Unzufriedenheit über die, wie ich finde, unsägliche Politik der Bundesregierung insbesondere der letzten Wochen und Monate, kundzutun und somit den Protest gemeinsam mit vielen anderen Menschen auf die Straße zu tragen und so ein sicht- und hörbares Zeichen zu setzen. Gleichzeitig war ich neugierig auf Herrn Scholz, ihn auch einmal live zu erleben. In bisherigen Auftritten, wie z.B. der Sommer-PK oder der G7-Presserunde, habe ich Herrn Scholz als sehr arrogant und damit äußerst unsympathisch wahrgenommen. Es sei angemerkt: Dieser Eindruck hat sich bestätigt, angereichert um deutliche Empathielosigkeit. Der Begriff „Teflon-Kanzler“ trifft es sehr gut.

Wie empfanden Sie die Stimmung vor Ort?

Damrow: Hier will ich differenzieren, da sich die spannende Konstellation ergeben hat, dass sowohl die AfD als auch „Die Linke“ jeweils eigene Gegenveranstaltungen durchgeführt haben und damit gemeinsamen Protest auf die Straße gebracht haben. Das gibt mir etwas Hoffnung, dass die Menschen in den nächsten Wochen und Monaten als Ganzes, quasi als Menschheitsfamilie, aufbegehren und sich nicht weiter in „rechts“ und „links“ spalten lassen. Während der Veranstaltung standen wir dann gemeinsam verteilt um den abgesperrten Veranstaltungsbereich und haben unterstützt mit Trillerpfeifen, Rasseln und Megaphonen protestiert. Die Stimmung unter den Menschen habe ich insgesamt zwar als durchaus wütend wahrgenommen, dabei hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Stimmung irgendwie „kippen“ könnte. Die Spannung entlud sich in gemeinsamen Sprechchören und natürlich in einer Vielzahl von Zwischenrufen – und auch im gemeinsamen Austausch unter den Demonstranten.

Protestkundgebung der Linken
Bürger mit Plakat
Stand der AfD/Junge Alternative

Wie würden Sie die Menschen außerhalb der Bürger-Frage-Runde mit Bundeskanzler Scholz charakterisieren? Scholz unterstellte den Protestierenden offenbar, sowohl die Existenz des Coronavirus als auch die Existenz der Krankheit Covid-19 zu bestreiten.

Damrow: Die Teilnehmer habe ich als, wie man so schön sagt, „Mitte der Gesellschaft“ wahrgenommen. Von Kindern bis gestandene Senioren waren alle Altersgruppen vertreten. Und bevor die Frage nach den berühmten „Nazis“ kommt: Nein, die waren – soweit anhand von Sprechchören, Bannern oder Fahnen erkennbar – nicht dabei. An dem von der Politik liebevoll gepflegten Narrativ von „rechten Demonstranten“ beteilige ich mich ohnehin nicht, da es ausschließlich der Spaltung dient. Stichwort „Banner und Fahnen“: Neben einigen Friedensfahnen hatten die Banner insbesondere soziale Themen wie die Spaltung der Gesellschaft, bezahlbares Wohnen und Heizen zum Thema. Das von Herrn Scholz bediente Narrativ der Corona-Leugner bei den Gegendemonstranten führte tatsächlich zu großem Gelächter. Das beantwortet auch die Frage, inwiefern sich sogenannte Corona-Leugner den Protest für sich eingenommen haben – aus meiner Sicht gar nicht.

Welche konkreten Forderungen hatten die Protestierenden?

Damrow: In erster Linie ging es darum, den Protest und den Unmut über die Politik der Bundesregierung kundzutun. Das erfolgte im Wesentlichen über Sprechchöre und Trillerpfeifen. Das lässt naturgemäß wenig Raum für konstruktive und konkrete Forderungen, davon ausgenommen sei der geforderte Rücktritt des Herrn Scholz. Der Blick auf die Banner, Fahnen sowie die selbst gestalteten Schilder indessen gibt, wie schon zuvor angedeutet, einige konkrete Forderungen wieder, wie z.B. (sozialer) Frieden, keine Spaltung der Gesellschaft, bezahlbare Energie und warme Wohnungen.

Herr Damrow, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Fotos: Alexander Damrow

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