You are currently viewing <strong>Interview mit Daniel Schade von der Initiative Studenten Stehen Auf</strong>

Interview mit Daniel Schade von der Initiative Studenten Stehen Auf

Daniel Schade ist ausgebildeter Industriekaufmann und studiert BWL an einer Fern-Uni im 2. Jahr. Ein zuvor begonnenes duales Studium musste er aus politischen und daraus folgenden finanziellen Gründen beenden und in ein Fernstudium umwandeln. Die Brandenburger Freiheit sprach mit dem 27-jährigen über die Probleme junger Menschen während der Corona-Krise, die Initiative Studenten Stehen Auf und über den Mangel an kritischem Denken unter jungen Leuten.

BF: Herr Schade, wie kam es zur Gründung der Initiative Studenten Stehen Auf?

DS: Ich bin zwar kein Gründungsmitglied, darf mich jedoch zu den frühen Mitgliedern der Initiative zählen – so früh, dass ich Einblicke in die Entstehungsgeschichte bekommen habe.
Letztlich geht auch unsere Initiative auf die Großdemonstrationen vom August 2020 zurück. Die Ausgrenzung von Kritikern war damals gerade unter jungen Leuten besonders groß. Daher suchten Betroffene nach Gleichgesinnten und fanden sie bei diesen Demos. Bis Oktober 2020 entstanden die ersten Ortsgruppen in Form von Telegram-Kanälen. Die meisten Mitglieder waren zwischen 18 und 30 Jahre alt, vor allem Studenten und Azubis.

BF: Azubis? Sie sind also keine reine Studentenbewegung?

DS: Richtig. Wir sind eine Initiative für alle kritischen jungen Menschen, egal ob noch Schüler, FSJ‘ler, Praktikant, Azubi oder Student. Ursprünglich waren es primär Studenten, das hat sich aber schnell ausgeweitet. Das lag auch daran, dass heutige Studenten nur noch selten offen für wirklich abweichende Meinungen sind. Azubis sind da in der Regel noch aufgeschlossener gegenüber regierungskritischen Positionen. Ihre Grundskepsis gegenüber der medialen Berichterstattung ist einfach größer. Vermutlich liegt das auch an einer größeren Praxisnähe in ihrem Leben. Also auch Azubis sind bei uns herzlich willkommen.

BF: Mit welchen Problemen waren junge Menschen während der Corona-Krise konfrontiert?

DS: Das größte Problem war sicher die Isolation während der Lockdowns. Eingezwängt in die eigenen vier Wände sind bei vielen von uns die sozialen Kontakte weggebrochen. Allerdings zeigte sich auch hier die Ungleichheit in unserer Gesellschaft. Denn zweifellos ließ sich der Lockdown im eigenen Zimmer des Elternhauses leichter bewältigen als in einem kleinen WG-Zimmer.
Auch die 3G-Regeln waren nicht zu unterschätzen. Zwischenzeitlich waren die Tests sogar kostenpflichtig. Für Studenten mit niedrigen Einkommen war das natürlich ein großes Problem. Hinzu kam der zeitliche Aufwand. Oft wurden tagesaktuelle Testzertifikate verlangt.
Der Druck auf Ungeimpfte war enorm. In den medizinischen Bereichen wurden früh 2G-Regeln eingeführt. In einigen Fällen, wenn die Dozenten fragten, wer sich noch testen lassen muss, kam es sogar dazu, dass sich Ungeimpfte vor ihren Kommilitonen als solche zu erkennen geben mussten. Außerdem muss man in diesem Zusammenhang auch die politischen Anfeindungen gegen Studenten mit abweichenden Meinungen nennen. Da ist man schnell, nur weil man eine andere Meinung zum Nutzen von Masken und Tests hat, mal ein unsolidarischer Egoist, eine Gefahr für die Gesellschaft oder der Klassiker: ein Rechtsextremer.

BF: Welche Anliegen und Ziele verfolgt Studenten Stehen Auf?

DS: Studenten Stehen Auf hat vier wesentliche Kernwerte und Ziele. Wir stehen für die Freiheit von Meinung, Wissenschaft und Lehre, für einen offenen und sachlichen Diskurs in der Gesellschaft, für ein selbstbestimmtes und friedliches Zusammenleben sowie für die Wahrung von Grund- und Menschenrechten. Wer mehr über uns erfahren möchte, kann sich gerne auf unserer Webseite www.stauf.org umsehen.
Von den genannten Punkten ist für mich der sachliche Diskurs in der Gesellschaft ein besonders wichtiger Punkt. Die letzten 2 ½ Jahre haben uns gezeigt, dass es gerade an den Unis schlecht um ihn bestellt ist.
Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, dass Studenten tendenziell einseitiger ideologisch geprägt sind bzw. an den Universitäten zu einem großen Teil nur noch eine bestimmte und einseitige Ideologie geduldet und vermittelt wird. Die Mainstreammedien bedienen vorrangig diese Ideologien. Andersdenkende haben es in so einem Umfeld nicht besonders leicht.

BF: Mangelnde Sachlichkeit unter angehenden Akademikern? Das spricht nicht gerade für die erforderliche Wissenschaftlichkeit beim Nachwuchs für Forschung und Lehre.

DS: Genau. Ein sachlicher Diskurs sollte gerade unter künftigen Akademikern durch das Leitprinzip der Abwägung von These und Antithese mit einer Synthese als Schlussfolgerung geprägt sein. Stattdessen herrschen gegenwärtig vor allem Obrigkeitshörigkeit und ein Mangel an kritischem Hinterfragen.
Junge Menschen auf akademischem Niveau wollen in erster Linie nicht anecken, haben Angst vor Ausgrenzung und beugen sich oft dem sozialen Druck.

BF: Wie hoch würden Sie den Anteil kritischer Studenten einschätzen?

DS: Optimistisch geschätzt sehe ich einen Anteil von 10-15 % der Studenten, die kritisch eingestellt sind oder sich zumindest auf einen offen geführten Diskurs einlassen. Das hängt dann natürlich auch vom jeweiligen konkreten Thema ab. Dabei gilt es zu beachten, dass dieser Anteil mit abnehmendem medialen Druck steigt. Umgekehrt bedeutet dies natürlich auch, dass der Anteil kritischer Studenten sinkt, sobald das mediale Feuer neu entfacht wird.

BF: Sie sehen also einen bedeutenden Einfluss der Medien auf das Sozialverhalten der Studenten. Sehen Sie auch Möglichkeiten, diesen Einfluss zu brechen?

DS: Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird seinem Auftrag nach umfassender Berichterstattung nicht gerecht. In den meinungsbildenden Sendungen sehen wir immer wieder die gleichen Gesichter. Das volle Spektrum an Meinungen und politischen Strömungen wird nicht abgebildet.
Einige Kontrollgremien der GEZ-Sender sind in einem hohen Maß mit Vertretern aus der Politik besetzt. Hier muss dringend eine Entflechtung stattfinden.

BF: Innerhalb der Bürgerrechtsbewegung verliert das Corona-Thema gerade erheblich an Bedeutung. Viele Initiativen setzen andere Themenschwerpunkte. Wie reagiert Studenten Stehen Auf auf diese Entwicklung?

DS: Auch bei uns verliert das Corona-Thema an Einfluss. Andere Dinge wie Energiesicherheit, Inflation, Frieden und hierbei insbesondere die Beilegung des Ukraine-Konflikts spielen zunehmend eine größere Rolle. Dabei haben wir immer unsere vier Kernwerte im Blick, die bei verschiedenen Themen anwendbar sind. Schließlich wird auch bei dem Energiethema größtenteils nur eine Meinung akzeptiert und kein sachlicher Diskurs über die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten der Energiekrise geführt. Natürlich verfolgen auch wir mit Sorge das Unternehmenssterben im Mittelstand und im deutschen Handwerk. Hier werden das Rückgrat unserer Gesellschaft und das Fundament unseres Wohlstands zerstört und auch ganz konkret wird es für uns junge Menschen künftig z.B. weniger Lehrstellen und Praktikumsplätze geben. Diese Entwicklung betrifft also auch die Jugend ganz unmittelbar.

BF: Herr Schade, vielen Dank für das Gespräch.