Das Youkali im Kyritzer Ortsteil Ganz hat sich längst zu einem angesehen Veranstaltungsort für alternative Kulturangebote gemausert. Am Samstag, 23.11.24, waren Jens Fischer-Rodrian und Alexa Rodrian zu Gast und überzeugten die Zuhörer instrumental und mit Alexa Rodrian’s Gesang. Daran konnte auch ein provozierter Zwischenfall nichts ändern.
Fischer-Rodrian gilt als begnadeter Gitarrist und stellte das an diesem Abend einmal mehr unter Beweis. Den Auftakt bildete ein instrumentales Stück gefolgt von einem brandneuen Song auf neuer Gitarre. Doch Fischer-Rodrian ist Multi-Instrumentalist. Immer wieder spielt er neue Akkorde in seinen Looper ein, um den Stücken mehr Volumen und Komplexität zu verleihen. Dabei verwendet er auch Elemente aus Rap und Hip-Hop.

Fischer-Rodrian ist ein politischer Künstler. Das Fehlen des Textes im ersten Titel war kein Zufall sondern Ausdruck für die Sprachlosigkeit, die das Schicksal der Palästinenser bei ihm hinterließ. In einem weiteren Beitrag holt Fischer-Rodrian zum Rund-um-Schlag über die politische und geopolitische Lage der Welt aus. Sein Fazit: dem alltäglichen Wahnsinn begegnet man am Besten mit Humor. Er fordert das Publikum auf, nicht aufzugeben und immer wieder 2 Schritte vor und einen zurückzugehen.
Dabei verbreitet er auch Hoffnung. Fischer-Rodrian, der sich lange für die Freilassung von Julian Assange einsetzte, sieht dessen Schicksal als positives Beispiel. Denn als Assange’s Entlassung aus dem Gefängnis in Belmarsh am wenigsten wahrscheinlich erschien, kam er frei. Fischer-Rodrians Rat: unregierbar werden durch dezentrale Vernetzung. Es folgte der Titel „Ihr kriegt uns niemals auf die Knie“.
Kurz nachdem Alexa Rodrian die Bühne betrat, unterbrachen Gegner der Kyritzer Grundrechtsaktivisten die Veranstaltung. Ein Sprecher warf den Künstlern vor, inhaltlich „zu aufdringlich“ zu sein. Mit ihm verließen 3 weitere Teilnehmer die Veranstaltung. Der Vorwurf wirkte auf Alexa Rodrian ebenso unverständlich wie auf den Rest des Publikums. Ein Zusammenhang zum letzten Beitrag war einfach nicht zu erkennen. Die Aktion wirkte daher eher als konzertierte Provokation. Wie die BF vor Ort erfuhr, war die Gruppe den anderen Teilnehmern durchaus als regierungstreue Maßnahmenunterstützer bekannt. Man war im Gespräch. Die Aktion vom Samstag muss man daher als Rückschlag einordnen.

Künstler und Publikum ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken. Stimmgewaltig füllte Alexa Rodrian den Raum aus und wäre wahrscheinlich auch ohne Mikrofon ausgekommen. Kunst vom Feinsten. Gespräche mit Künstlern und Teilnehmern in der Pause sowie nach der Veranstaltung rundeten den Abend ab und machte das Youkali zu dem woran es so oft mangelt einem offenen Denk- und Debattenraum.
Text & Fotos: Jan Müggenburg