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Kampfstoff in der Nase?

Nein, es ist keine Bombe! Es geht um Ethylenoxid (EO) – ein Gas, das im Ersten Weltkrieg Bedeutung als chemische Waffe erlangte. Und dass mit EO „desinfizierte“ Lebensmittel aus Asien auf den hiesigen Markt gelangen, ist bekannt. Es gebe doch Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürften, heißt es. Doch die Verbraucherzentrale Hamburg schreibt hierzu: „Die kleinste Menge, die derzeit bestimmt werden kann, ist 0,05 Milligramm pro Kilogramm. Dieser Wert wurde bei einigen Lebensmitteln zum Teil um ein Vielfaches (bis zu 500-fach) überschritten.“ [1]

Nun kommen zu den mit EO belasteten Lebensmitteln seit über zwei Jahren noch mit EO „desinfizierte“ Teststäbchen der „Corona-Tests“ hinzu. Und wir können uns fragen, ob es auch dort solche Grenzüberschreitungen gibt. Dass Restgehalte von EO auf Abstrichstäbchen nachgewiesen wurden, bestätigte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Es habe sich jedoch nur um geringe Mengen gehandelt. Beruhigend ist das nicht, denn in einem Papier des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) heißt es: „Die Ableitung eines gesundheitsbasierten Referenzwertes ohne Risiko ist für Ethylenoxid als gentoxisches Kanzerogen ohne Schwellenwert nicht möglich und jegliche Rückstände des Stoffes in Lebensmitteln gelten daher als unerwünscht.“, denn: „Ethylenoxid ist erbgutverändernd und krebserzeugend.“ [2]

Es ist skandalös, dass giftige Lebensmittel in unseren Regalen landen. Doch die Hauptaufnahmewege für EO sind der Atemtrakt und die Haut! Als Symptome nach inhalativer Aufnahme dieses Giftes werden Atembeschwerden und Herzrhythmusstörungen benannt [3], sowie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit und Erbrechen. Mit zunehmender Dosis kommt es zu Zuckungen, Krämpfen und schlussendlich zum Koma. Die Lunge kann sich Stunden nach dem Einatmen mit Flüssigkeit füllen.“ [4] Das heißt, dass die Lunge nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen kann. Kommen Ihnen diese Symptome bekannt vor?

Nein, es könne keine Probleme mit den Teststäbchen geben, heißt es mitunter, da diese nur kurz mit den Haut in Berührung kämen. Doch wenn ein „Lolly-Test“ 90 Sekunden lang auf der Zunge und somit auch im Atemtrakt verbleiben sollen, kann von einem kurzen Kontakt kaum die Rede sein. [5] Staunen können wir darüber, dass Lebensmittel offenbar kontrolliert werden, während eine chargenweise Kontrolle von Teststäbchen, die mit EO begast wurden, nicht vorgesehen ist. Dazu äußerte sich die Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (ZLG) wie folgt:

Auszug Antwort ZLG

Audits sind Betriebsprüfungen (der Arbeitsabläufe und deren Dokumentation). Doch gibt es eine Garantie dafür, dass die Arbeitsabläufe auch nach den Prüfungen beibehalten werden, z.B. die Dauer der „Ausgasungszeiten“ für EO? Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) umging die Frage, ob alle Chargen nach der Zertifizierung in Laborenüberprüft werden und verwies lediglich darauf, dass die Zertifikate und CE-Kennzeichnungen die Konformität der Medizinprodukte bestätigen würden (Konformität bedeutet, dass die Produkte mit den hiesigen Vorschriften übereinstimmen, also konform sind). Zusätzliche Prüfungen habe das BfArM nicht in Auftrag gegeben, da ihm bis heute keine konkreten Hinweise auf zu hohe Belastungen mit EO- und ECH-Rückständen vorlägen. Ob andere Behörden dies getan haben, sei dem BfArM nicht bekannt. (Stand: 27. Juli 2022).

Auszug Antwort BfArM

Wirft man einen Blick auf die Aufgaben des BfArM, kann aber durchaus der Eindruck entstehen, dass diese Einrichtung für die Sicherstellung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit dieser Medizinprodukte verantwortlich ist. Zu den Aufgaben des BfArM gehören: Erstellung der Risikobewertung einschließlich Prüfung von korrektiven Maßnahmen der verantwortlichen Inverkehrbringer auf Angemessenheit und Durchführung oder Veranlassung wissenschaftlicher Untersuchungen zur Ermittlung von Risiken. [6] Die ans BfArM und die ZLG gestellte Frage, ob Teststäbchen wenigstens im Rahmen der CE-Zertifizierungin Laboren untersucht wurden, wurde ebenso von beiden Einrichtungen ignoriert. Dieses Antwortverhalten stützt die Vermutung, dass von behördlicher Seite zu keinem Zeitpunkt oder nur selten Testungen in Laboren veranlasst wurden. Erklärungen dieser Einrichtungen, dass ihnen keine Hinweise auf zu hohe Belastungen von Teststäbchen mit EO vorliegen, könnten dennoch als „sachlich richtig“ bezeichnet werden. Denn wer nichts (unter-) sucht, kann auch nichts finden!

Mit EO belastete Lebensmittel nehmen wir vielleicht nicht täglich zu uns. Mit Teststäbchen kamen seit Beginn der „Corona-Maßnahmen“ jedoch Millionen Menschen in Berührung, und das mitunter nahezu täglich. Angesichts dessen können wir uns die Frage stellen, ob bis dahin geltenden Grenzwerte für EO an diesen Umstand angepasst wurden. Doch auch diese Frage wurde von der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (ZLG) ignoriert. Das BfArM verwies in diesem Zusammenhang auf die DIN ISO 10993-7. Ein genauerer Blick auf diese DIN beruhigt jedoch keinesfalls, denn auf der Internetseite eines Unternehmens, das entsprechende Dienstleistungen anbietet, können wir lesen: „Die aktuelle Version der ISO 10993-7:2009-02 benennt die Grenzwerte in Abhängigkeit von der Kontaktdauer und Anwendung. Obwohl die Grenzwerte (für den) menschlichen Gebrauch gültig sind, liegt eine Berechnung für einen Erwachsenen mit 70 kg zugrunde. In einer kommenden Neufassung ist mit einer Anpassung der Werte zu rechnen. Risiken müssen patientenspezifisch bewertet werden, woraus sich die Forderung ableitet, dass die Grenzwerte für Rückstände an Kinder und Säuglinge angepasst werden müssen.“. [7]

Offenbar ist eine solche Anpassung bis heute (August 2022) nicht erfolgt. Auch ein Blick auf den Herausgeber dieser DIN (der Beuth-Verlag) bestätigt diese Annahme. Eine Neuauflage der DIN ist offenbar bis heute nicht erschienen. [8] Wahrscheinlich drängt das auch nicht – schließlich seien die Hersteller dafür verantwortlich, dass sich keine Schadstoffe auf den Teststäbchen befinden! Die auf Lebensmitteln gefundenen Belastungen zeigen jedoch, dass wir uns darauf nicht verlassen können. Und mitunter wird der festgelegte Grenzwert um das 1000fache überschritten. Bemerkenswert ist, dass höhere EO-Belastungen von Lebensmitteln seit Herbst 2020 vermeldet werden. „Seit Herbst 2020 gibt es immer wieder Warnmeldungen zu Lebensmitteln, die mit dem in Europa verbotenen Pestizid Ethylenoxid belastet sind.“, so die Verbraucherzentrale NRW. [9] Der NDR spricht sogar von einer 1000fachen Überschreitung des gesetzlichen Rückstandshöchstgehalts im Oktober 2020. [10] Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg ist zu lesen: „Seit September 2020 wurde Ethylenoxid vor allem in Sesam und sesamhaltigen Produkten wie Tahin, Müsli, Knäckebrot, Gebäck, Sesamöl oder Salattoppings nachgewiesen. Besonders stark belastet war Sesam aus Indien – mit 500-mal mehr Ethylenoxid als erlaubt.“ [11] Man braucht kein Mathe-Genie sein, um in Erwägung ziehen zu können, dass sich die Belastungen summieren. Und da die Haut und die Atemwege die Hauptaufnahmewege von EO sind, sollten alle Chargen getestet werden, und zwar in Laboren!

Nein! Teststäbchen können nicht mit EO belastet sein! EO sei ein Gas und würde sich verflüchtigen, erklären unsere Faktenchecker und manch Experte. Die Frage, wie es dann möglich sein kann, EO auf Lebensmitteln nachzuweisen, beantworten diese Experten nicht. Ein besonderes Schmankerl der Argumentation findet sich jedoch beim ZDF. Die Wattetupfer, wie diese borstigen Mini-Flaschenbürsten mitunter bezeichnet werden, könnten gar nicht mit EO „beschichtet“ sein, so das ZDF. Eine Studie aus dem Jahr 2017 habe gezeigt, dass mit EO behandelte Teststäbchen drei Wochen nach der Sterilisation frei von EO waren. [12] Woher man die Gewissheit nehme, von einer Studie auf alle anderen Produktionsverfahren schließen zu können, vor allem auf die Einhaltung der Ausgasungszeiten, wird vom ZDF seit vier Monaten und trotz mehrfacher Nachfragen nicht beantwortet. Hält ein Unternehmen die Ausgasungszeiten ein, heißt das jedoch nicht, dass das alle Unternehmen tun! Die Experten des ZDF verstiegen sich sogar zu der Behauptung, dass sich kein EO auf den Teststäbchen befinden könnten, da die Sterilisationsprozesse stets streng kontrolliert würden. Nachweise für diese Behauptung liefert das ZDF nicht, und das trotz etlicher Nachfragen. Was uns angeht, sollten wir uns auf den Wahrheitsgehalt solcher Schwurbeleien nicht verlassen. Wir sollten den vorhandenen Indizien selbst nachgehen.

Die Links bzw. Quellennachweise finden Sie im Anschluss.

Kirsten Marten

[1] https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/schadstoffe-lebensmitteln/wofuer-wird-ethylenoxid-verwendet-wie-gefaehrlich-ist-der-stoff [2] https://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche-bewertung-von-ethylenoxid-rueckstaenden-in-sesamsamen_final.pdf (Seite 1 und 2)
[3] https://www.bad-gmbh.de/glossar/ethylenoxid/
[4] https://www.chemie.de/lexikon/Ethylenoxid.html
[5] https://www.youtube.com/watch?v=uquDdQUvjHw
[6] https://www.bfarm.de/DE/Medizinprodukte/Ueberblick/Regulatorischer-Rahmen/Aufgaben-des-BfArM/_node.html
[7] https://www.qtec-group.com/angepasste-rueckstandswerte-nach-ethylenoxid-sterilisation/
[8] https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-10993-7/102063248
[9] https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/immer-mehr-lebensmittel-mit-ethylenoxid-belastet-59231
[10] https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Gift-im-Samen-Rueckruf-Welle-bei-Produkten-mit-Sesam,sesam856.html
[11] https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/schadstoffe-lebensmitteln/wofuer-wird-ethylenoxid-verwendet-wie-gefaehrlich-ist-der-stoff
[12] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-ethylenoxid-pcr-tests-100.html

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  • Beitrags-Kategorie:Gesundheit