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Nicht ohne meine Söhne

TEIL II: Juristische und politische Aspekte der Kindesentführung

2025 hat sich der Beginn des Ukraine-Krieges zum dritten Mal gejährt. Aus diesem Anlaß setzt die „Brandenburger Freiheit“ das zur Jahreswende begonnene Interview mit Dr. Anatol Jung aus München, dem Vater der elterlich nach Kiew entführten deutschen Kinder Emil und Elias, fort (1).
Nach der Affäre um den deutschen Journalisten Billy Six, über den die BF ausführlich berichtet hat, liegt hier schon wieder ein Fall von Hilfsunterlassung und Fürsorgeverweigerung durch die Bundesregierung vor (2).

BF: Wann haben Sie erstmals deutsche Behörden um Unterstützung gebeten ? Nach geltendem Völkerrecht müssten die Kinder doch längst wieder in Deutschland sein.

A.Jung: Im Herbst 2013 habe ich einen offiziellen Rückführungsantrag für Emil gestellt – über das federführende Justiz-Bundesamt (BfJ). Das BfJ ist allerdings weisungsgebunden und dem Bundesjustizministerium unterstellt, im Zweifel also politisiert statt objektiv und regeltreu. Seine Gegenstelle in Kiew ist das Justizministerium der Ukraine. Seit 2008 gilt das Haager Kindesentführungs-Übereinkommen (HKÜ) im bilateralen deutsch-ukrainischen Verhältnis. Die wohlmeinende Idee dabei ist, dass sich HKÜ-Antragsteller nicht in fremden bürokratischen Labyrinthen und Gesetzesdschungeln verlieren, sondern in jedem Land einen klaren Ansprechpartner vorfinden, der Rückführungsanträge und -verfahren nach international einheitlichen Anforderungen steuert. Das HKÜ verpflichtet das Zielland der Entführung zu sofortiger Kindesrückgabe ins Ursprungsland und zu Wahrung des Sorgerechts, wie es zu Entführungsbeginn bestand. Im Ursprungsland ist auch die endgültige Regelung von Sorgerechtskonflikten zwischen den Elternteilen zu treffen.

Die Pflicht zur Rückführung war in Emils Fall eindeutig. Das BfJ teilte mir mit: Die Ukraine „hält das HKÜ im Prinzip ein, prüft sorgfältig und kooperiert gut“. Das erwies sich jedoch als Mutter aller Lügen in diesem schweren Fall. Ohne es vorher zu wissen, geriet ich hier in einen Politsumpf aus Opportunismus, Verrat und Amtsmissbrauch.

Iryna wurde im ukrainischen Justizministerium vernommen und lehnte Emils Rückkehr nach Deutschland kategorisch ab. Sie brachte die üblichen Verleumdungen vor, die im Sowjetsystem gut verfingen: Ich sei Trinker, Gewalttäter, Ehebrecher und Pädophiler. Diese Aussagen gingen unüberprüft in die ukrainischen HKÜ-Akten ein.

Andersherum lief es in Deutschland: 2013 übertrug mir das Amtsgericht München das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht und medizinische Sorgerecht für Emil. Aufgrund dessen stellte die Staatsanwaltschaft München einen deutschen und europäischen Haftbefehl gegen die Entführerfamilie aus, also gegen Iryna und ihre Mutter. Gerichtsurteil und Haftbefehl wurden rechtswidrig von der Ukraine ignoriert, als gäbe sie es gar nicht. Schlimmer noch: BfJ und Auswärtiges Amt als HKÜ-Hüterinnen machten die beiden deutschen Rechtsakte in Kiew überhaupt nicht geltend. Zu meiner Überraschung: Nach einem Jahr der Verfahrensverschleppung ordnete das Amtsgericht Kiew-Pertschersk 2014 Emils sofortige Rückführung nach Deutschland an. Begründung: Sein Aufenthalt in der Ukraine sei nach HKÜ illegal. Dieses Ausnahmeurteil schlug Wellen. Die schriftliche Antwort des Justizministeriums, einer Hochburg der totalen Korruption sowjetischen Typs, kam postwendend: Man „habe keine Prozedur“, um das Urteil gegen den Willen der Entführermutter zu vollstrecken. Deshalb werde das Kind nichtzurückgegeben. Gründlicher und dreister kann ein Signatarstaat seine HKÜ-Verpflichtungen nicht boykottieren.

Weder BfJ noch Auswärtiges Amt schritten ein, obwohl ich vielfach darum gebeten hatte. Die deutschen HKÜ-Fallakten erhielt ich auf Antrag nur in zensierter Form, also unvollständig – „in Rücksichtnahme auf internationale Beziehungen“, wie es in der Begründung hieß. Geschwärzt waren etliche Seiten zur „Funktionsweise der ukrainischen Justiz“. Da geht es genau um die Inhalte, die deutsche HKÜ-Eltern am meisten betreffen: Korruptheit, Parteilichkeit, sowjetideologische Prägung politische Abhängigkeit und völkerrechtliche Inkompetenz der Gerichte der Ukraine. Durch jahrelange schmerzhafte Erfahrung und Erniedrigung musste ich all das selber erkennen, weil beide Seiten mich – so wie auch andere Mütter und Väter – von Anfang an nach Strich und Faden belogen und getäuscht hatten. Die regierungsamtlichen Volksbetrüger setzen darauf, die HKÜ-Antragsteller zu erschöpfen und mattzusetzen. Meistens gelingt ihnen dies auch, aber nicht immer … Ich jedenfalls werde für Emil und Elias einstehen bis zu meinem letzten Tag !

BF: Wie war der weitere Verlauf Ihrer Rückführungsbemühungen ?

A.Jung: Nach der gemeinschaftlichen deutsch-ukrainischen Sabotage von Emils Rückführung kam es noch heftiger: Das Justizministerium in Kiew weigerte sich, mir zum vertragsgemäßen Sorgerechtserhalt freien Zugang zum Kind zu verschaffen – und schickte mich stattdessen vor das für totale Korruption berüchtigte Amtsgericht Kiew-Solomjanskij in Irynas Wohnbezirk. Ohne Warnung des Konsulardienstes in Botschaft und Auswärtigem Amt war ich damit aus dem internationalen HKÜ-Rahmen in den rechtsfreien Raum der Ukraine gestoßen. Das war aus heutiger Sicht der Endpunkt aller Rechtswege – in einer Welt sowjetischer Willkür-Urteile und der Nicht-Vollstreckung selbst geringster Gerichtstitel. Das Ergebnis nach eineinhalb Jahren in miefigen Gerichtssälen und im Angesicht grimmiger Richterfratzen: ein völlig ungerechtfertigt minimiertes und unpraktikables Umgangsrecht von wenigen Stunden an jedem zweiten Wochenende des Monats, nur in der Wohnung und unter Aufsicht der Entführermutter – bei gleichzeitiger Ausreisesperre für die Kinder. Was die Sowjetrichter einfach zur Seite schoben: Zwischen München und Kiew liegt eine Reisedistanz von zweitausend Kilometern, die nur mit viel Zeit, Geld und Mühe zu überwinden ist. Natürlich wurde diese Umgangsregelung auch nicht durchgesetzt. Nur wenige Male auf insgesamt 73 Kiew-Reisen im Zeitraum 2013-22 bekam ich die Kinder zu sehen. Wie gesagt, waren die amtlich geschaffenen Umstände so bedrückend, als wären sie für Gefängnisbesuche geschaffen. Trotzdem konnten sie Vater-Kind-Momente der Neugier und Herzlichkeit nicht verhindern.

HKÜ-Eltern aus aller Welt erleben die totale Korruption und Verlogenheit des ukrainischen Staatsapparats direkt, intensiv und schmerzhaft. Wie Spielbälle werden sie im Willkür-Labyrinth der morbiden Sowjetbürokratie hin- und hergeworfen: zwischen Gerichten, Polizeistationen, Staatsanwaltschaften, Vollstreckungs-, Sozial- und medizinischen Diensten, Kindergarten- und Schulverwaltungen, Parlament, Ministerien und Beauftragtenbüros. Die politisch gewollte Entrechtung erfolgt schrittweise und unerbittlich: erst massiver Rückführungsbetrug, dann faktische Auslöschung des Erziehungs- und Umgangsrechts und zuletzt vollständige Informationssperre zu Aufenthalt, Zustand und Belangen der entführten Kinder. Dabei arbeitet die Zeit gegen die Rechtsansprüche der zurückgelassenen Mütter und Väter und für die Entfremdung von ihren verlorenen Kindern.

Auch der materielle Aspekt wiegt schwer: Nicht nur auf 70 Kilogramm Fallakten, sondern auch auf Schulden und Verlusten von Zehntausenden Euro bleibe ich sitzen. Solche Größenordnungen sind typisch – sie stehen für das Ausmaß der partnerschaftlichen amtlichen Zermürbungs- und Ausblutungstaktik auf deutscher wie ukrainischer Seite. Im Kontrast dazu: Die zuständigen Regierungsbonzen in Kiew und Berlin haben in den Entführungsjahren summa summarum Millionen Euro kassiert, weil all die kriminellen Amtsakte mit dem Ziel von Systemkonservierung und Rückführungsvereitelung ja zu ihrer bezahlten Regeltätigkeit gehören.

Die ukrainischen Gerichtsverfahren rund um Rückführung und Sorgerecht sind im Regelfall reinste Farce: Schauprozesse sowjetischen Typs, ohne objektive Beweisaufnahme und stichhaltige, rechtsbasierte Urteilsbegründung, mit Entscheidungen aus dem Hinterzimmer nach feststehenden ideologischen Schablonen, die mit Gesetzes- und Vertragslage nichts zu tun haben. Wenn ukrainische Entführermütter nicht gerade unter Alkoholeinfluß und vor Zeugen ihre Kinder auf der Straße verprügeln, können sie solche Verfahren nicht verlieren. Iryna erschien weder bei den Gerichtssitzungen, noch ließ sie sich anwaltlich vertreten, noch wurde über Verbleib und Zustand der Kinder irgendetwas Belegbares bekanntgemacht.

Für mich überhaupt keine Überraschung: Die einflussreiche amerikanische Denkfabrik „Atlantic Council“, die immerhin die Verteidigung der Ukraine im Konflikt mit Russland massiv unterstützt, forderte 2020, die gesamte ukrainische Justiz zur kriminellen Organisation zu erklären. Das war auch eine Ohrfeige für Selenskij und seine Politik der Reformsimulation und -verschleppung. Unter ihm läuft trotz aller gegenteiligen Versprechen an Wähler und Ausland das alte Sowjetsystem einfach weiter, weil es für seine Drahtzieher hochprofitabel und machtsichernd ist.

Nochmals dick unterstrichen: Das HKÜ gehört zum Pflichtteil der Rechtsangleichung, ohne die der Ukraine der EU-Beitritt verwehrt bliebe. Sie hat es nur deshalb ratifiziert, um nicht vor der Tür zu bleiben – nicht etwa, um es mit Überzeugung und zum Wohle der entführten Kinder umzusetzen. Die Machthaber denken auch nicht im Ernst daran, ihre lukrativen Geschäftsmodelle für eine EU-Mitgliedschaft aufzugeben und unter neu zu schaffenden rechtsstaatlichen Verhältnissen dafür noch ins Gefängnis zu gehen. Aber das Brüsseler Gütesiegel mit goldenen Sternen auf blauem Grund bekämen sie schon gerne erteilt. Passend dazu, führt Transparency International die Ukraine seit Jahren als zweit-korruptestes Land Europas, gleich hinter Russland. Und sogar der windige Ex-Kommissionschef Juncker warnte wegen „Korruption auf allen Ebenen der Gesellschaft“ vor einem EU-Beitritt der Ukraine.

Ich bemühe mich seit Jahren innerhalb und außerhalb der Ukraine um Hilfe und Unterstützung. Es kostet sehr viel Kraft und Ausdauer, gegen diesen korrupten und maroden Staatsapparat zu kämpfen. Dazu kommt der endlose Krieg. Mein Leben ist gezeichnet von der Sorge, wie es den Kindern gehen mag und wie ihnen geholfen werden kann. Ich möchte ihnen ein sicheres liebevolles Zuhause geben. Das ist mein größter Wunsch.

BF: Ihrer Internetseite www.nicht-ohne-meinen-sohn.de kann man entnehmen, dass Sie Kontakt mit anderen betroffenen Eltern aufgenommen und sich auch deren Initiativen angeschlossen haben. Gab es jemals eine Rückführung von einem betroffenen Kind aus dem Ausland ?

A.Jung: Der Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe der HKÜ-Eltern können mehrere Hindernisse im Wege stehen. Sie kommen aus individuellen, kulturellen, juristischen und eben politischen Bedingungen. Zum ersten können solche Fälle komplex, sehr verschieden voneinander und kaum auf einen Nenner zu bringen sein. Zum zweiten tun die deutschen Behörden unter dem Vorwand von Datenschutz oder Unkenntnis alles, um vereintes und koordiniertes Vorgehen von Eltern zu unterbinden – denn das würde sie in unerwünschten Zug- und Erklärungszwang bringen. Am schwersten wiegt aus meiner Sicht zum dritten, dass viele Mütter und Väter nach einem, spätestens zwei Jahren seelisch, körperlich und finanziell erschöpft sind und keine Kraft mehr haben, sich gegen gleichgültige und passiv aggressive bürokratische Monsterapparate zu wehren. Genau darauf setzen die eiskalten Regierungsbonzen: Hinhalten, verschleppen, blockieren – bis sich in ihrer Wahrnehmung die Sache im Nichts verliert. Vor Schmerz und Tränen der HKÜ-Eltern sind ihre Augen und Herzen verschlossen – genauso wie vor dem Unglück derjenigen, die ihre Kinder durch das große, staatlich angebahnte migrantische Messermorden verloren haben. Mit einem vollen Jahrzehnt intensiven Kampfes für meine geliebten Söhne gehöre ich wohl zu den Paradiesvögeln unter den Betroffenen.

Wer als deutscher Bürger einen HKÜ-Rückführungsantrag stellt, muss rundum, also auch im eigenen Land, für Feinderkennung, Feindbeobachtung und Feindbekämpfung gerüstet sein. Das bringt nicht jeder fertig, und Staatsgläubigkeit und Obrigkeitsehrfurcht in unserer Gesellschaft schaffen zusätzlich Barrieren. Im schrecklichen Erleben der HKÜ-Eltern: Diejenigen, die helfen wollen, können nicht – und diejenigen, die können, wollen nicht !

BF: Sie sehen Ihre Söhne als Opfer politischer und bürokratischer Machenschaften in Berlin und Kiew. Das würde ja für bedenkliche Ähnlichkeiten beider Systeme sprechen?

A.Jung: Ganz klar: Emil und Elias sind Opfer deutsch-ukrainischer Staatsverschwörung und Kumpanei. Man ergänzt sich prächtig: Die eine Seite betreibt Kindesentführung, die andere Kindespreisgabe. Vereint sind beide Seiten in Rechts- und Bürgerverachtung und in unmenschlichem Bürokratismus. Statt Resultaten lieben sie endlose administrative und juristische Prozeduren – weil sie so die betroffenen Eltern erschöpfen und neutralisieren können und danach wieder ihre Ruhe haben. Und die betroffenen Bürger bekommen nicht die schnellen Ergebnisse, die sie für das Wohlergehen ihrer Kinder brauchen. Was den Entführungsopfern damit angetan wird, ist den Bonzen völlig egal. Hüben wie drüben wuchert die Herrschaft von Lüge und Willkür. Auf der Suche nach ihren verlorenen Kindern sehen sich HKÜ-Eltern damit allzu oft nicht nur einem, sondern gleich zwei feindlichen Staatsapparaten gegenüber – weil der deutsche mit dem ausländischen konspiriert. Das geht so weit, dass man mit einer Personalrochade zwischen Berlin und Kiew die Verantwortlichen gegeneinander austauschen könnte, ohne dass sich dabei irgendetwas an rigorosen Kindesentführungspolitik der Ukraine und an der völligen Gleichgültigkeit der Bundesregierung ändern würde.

2017, also drei volle Jahre nach Emils Entführung, entlockte „Report Mainz“ für einen Bericht zum Thema dem mafiösen ukrainischen Vize-Justizminister Petukhow ein wichtiges Eingeständnis: Bis dato 33 Rückführungsanträge allein aus Deutschland – und nicht eine einzige Kindesrückgabe! Das ist genau, was mit der bewussten Aktenzensur vertuscht wird. Die katastrophalen Unrechtsverhältnisse in der Ukraine und das Schicksal vieler dort verschwundener deutscher und europäischer Kinder sollen bloß nicht ins öffentliche Bewusstsein gelangen.

Im Bundestag stieß ich auf eine regelrechte Nationale Front aus Ablehnung und Schweigen der etablierten Parteien. Nur die AfD-Opposition war bereit, sich für die ins Ausland entführten deutschen Kinder einzusetzen. Ihre Kleinen Anfragen beantwortete die Bundesregierung mit maximaler Verlogenheit und Verantwortungslosigkeit: Von systematischen Rechtsbrüchen ausländischer HKÜ-Vertragspartner wisse man nichts, und die Anzahl der im Ausland verschwundenen deutschen HKÜ-Kinder sei mangels amtlicher Statistik nicht bekannt. Würden die Regierungsvertreter die Wahrheit zugeben, müsste man sie mit Recht fragen, was sie jahrzehntelang zu HKÜ-Verwirklichung und Schutz des Kindeswohls getan haben. Bei durchschnittlich 500 angezeigten elterlichen Kindesentführungen aus Deutschland pro Jahr – Dunkelziffer nicht berücksichtigt – dürfte es bis in die Gegenwart um Zehntausende Fälle gehen.

BF: Was haben Sie unternommen, als der russische Großangriff auf die Ukraine begann ? Haben Sie nicht auf ein Umdenken der Bundesregierung hinsichtlich der entführten Kinder gehofft ?

A.Jung : Die Jahreswende 2021/22 war für mich ungeheuer eindrucksvoll und voller Angst und Sorge um Emil und Elias – in einer brenzligen Vorkriegssituation. Ich verbrachte mehrere Wochen in Kiew, um etwas für die Kinder zu erreichen. Die Stimmung im Volke hatte etwas Surreales an sich – auch wegen des Versuchs ausländischer Drahtzieher, der Ukraine das Corona-Zwangsregime im EU-Raum überzustülpen. Das wurde erwartungsgemäß von der Bevölkerung unterlaufen. Gelegenheit macht Freiheit: Etliche mir verbundene Europäer verlängerten ihren Aufenthalt in Kiew, Lemberg oder Odessa, um den gruseligen Zuständen in ihren Heimatländern zu entgehen.

Mit der Kriegsgewissheit, die ich selbst hatte, wandte ich mich zur Jahreswende 2021/22 intensiver als je zuvor an die deutsche Botschaft in Kiew. Botschafterin Feldhusen ignorierte alle meine Gesuche zu Kriegs- und Krisenfürsorge für die Kinder im Angesicht der russischen Angriffsdrohungen und Truppenaufmärsche. Selbst türmte sie Hals über Kopf, als die ersten russischen Raketen in Kiew einschlugen. Dabei ließ sie ihr ukrainisches Personal einfach vor verschlossener Botschaftspforte stehen.

Auf vier eingeschriebene Hilfsappelle und eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen aktiver und passiver Beihilfe zur Kindesentführung, die ich im Kriegszeitraum 2022-24 an den Baerbock-Apparat im Auswärtigen Amt richtete, gibt es bis heute nicht den Hauch einer Reaktion Auch die deutsche Botschaft in Kiew hüllt sich weiterhin in Schweigen. Es ist eines der größten anzunehmenden Unglücke, dass Emils und Elias‘ Schicksal deutscherseits in den Händen von Gesinnungsfunktionären, Studienabbrechern, Trampolinartisten, Märchenerzählern, Küchengehilfen und Konsorten liegt. Hier vermischen sich Bonzen- und Hippie-Herrschaft in verantwortungslosester Weise. Viele ihrer Exponenten haben nichts Brauchbares im Leben gelernt und geleistet, erschleichen sich akademische Grade, fälschen Lebensläufe, emittieren nichts als fürs Gesellschaftsklima schädliche ideologische Warmluft – und werden ohne jede fachliche und charakterliche Eignung Minister*innen.

Gegen Baerbock als Hauptverantwortliche für die völlige amtliche Untätigkeit gegenüber den Kriegskindern stellte ich 2024 deshalb Strafanzeige bei der links-grünen Staatsanwaltschaft in Berlin. Vergeblich, denn dort verfolgt man lieber Regierungskritik einfacher Bürger als schwere Straf- und Beihilfetaten politischer Amtsträger. Es ist ein Grundmerkmal „unserer“ Scheindemokratie: Unter der entgrenzten Parteienherrschaft steht an der Stelle einer Bürger- und Opferjustiz längst eine abgebrühte Bonzen- und Täterjustiz.

Auch im großen Krieg gibt es in der angeblich reformwilligen Ukraine keinen brauchbaren und verbindlichen Ansprechpartner für die HKÜ-Themen von Rückführung und Sorgerechtserhalt. Das Sowjetregime macht einfach weiter. Im Frühjahr 2023, als russische Luftangriffe auf die ganze Ukraine an der Tagesordnung waren und an zivile Flugverbindungen vom und ins Ausland längst nicht mehr zu denken war, fasste nach vierjähriger (!) Verfahrensverschleppung das korrupte Amtsgericht Kiew-Solomjanskij seinen nächsten bizarren Beschluss: Ich könne Elias einmal im Monat für ein paar Stunden sehen – in Irynas Wohnung und unter ihrer Aufsicht. Den tatsächlichen besuchsfähigen Aufenthaltsort der Kinder konnte das Gericht in seinem Urteil nicht nennen. Obstruktion und Kindeswohlgefährdung gehen in diesem nihilistischen System also ungebremst weiter – stellvertretend für Selenskijs massiven Reformbetrug an seinem Volk und den westlichen Gebern. Meine Beschwerden gegen die erneute, diesmal besonders obszöne Justizwillkür wurden von allen angesprochenen ukrainischen Regierungsstellen – einschließlich der potemkinschen Antikorruptions-Behörde und dem Büro der verlogenen Europa-Beauftragten Stefanyshina – ignoriert. Es ist ihnen egal, wo in ihrem Mafiastaat all die HKÜ-Kinder abgeblieben sind und wie es ihnen unter Kriegsbedingungen geht. Die allseits beschworenen „europäischen Werte“ waren dort immer schon Schall und Rauch, und mittlerweile passt die schwere EU-Korruption besser denn je zu den desolaten ukrainischen Verhältnissen.

BF: Was halten sie im Licht der Völkerrechtsverstöße von der deutschen und westlichen Kriegsunterstützung für die Ukraine ?

A.Jung: Zu Waffen- und Finanzhilfe für die angegriffene Ukraine mag man stehen, wie man will – und das jeweils mit guten Gründen. Aber eines ist allen ehrlichen Landeskennern klar: Sie darf nur unter härtesten Kontroll- und Reformauflagen gewährt werden, sonst ist gigantischer Missbrauch im Sumpf der Korruption vorprogrammiert. Bis in die letzte Ritze korrupte Regime werden auch durch Krieg nicht über Nacht bekehrt, im Gegenteil. Wie das „Time“-Magazin im Herbst 2024 aus vertraulichen Interviews über die Machteliten in Kiew zitierte: „Sie stehlen, als gebe es kein Morgen“ – Geld, Waffen und eben auch Kinder. Wir sehen ja, wie viele Ukrainer mit großem Geldbeutel und in dicken Autos im Westen ankommen und sich am Mittelmeer mit Immobilien eindecken.

dass die Entführung von Emil und Elias und Hunderter anderer ausländischer Kinder in der Ukraine auch unter russischen Bombardements andauert, ist nicht gottgewollt. Dank Euro-Milliardenzahlungen, Waffenlieferungen und EU-Beitrittsunterstützung kann die Bundesregierung aus der kriegszerrütteten Ukraine zur Zeit jedes Zugeständnis herausholen, so HKÜ-Konformität und sofortige Kindesrückführung. Sie hält also mehrere Hebel in der Hand – und zieht nicht einen einzigen. Das ist nur eines von vielen Zeugnissen dafür, wie sehr die links-grüne Bonzenbande – der vormalige Merkel-Apparat miteingeschlossen – die Bürger verachtet. In Deutschland können wir ja seit Jahren mitansehen oder an uns selbst erfahren, wie infam gegen das Wohl und die Interessen der Volksmehrheit regiert wird. Diese Apparatschiks haben etwas Grausames und Entmenschlichtes an sich. Sie tun und lassen, was sie wollen, und sind bereit, dabei über Leichen, Trümmer und Ruinen zu gehen. In Zahlen bedeutet dies für mich als HKÜ-Vater: Seit über 1300 Tagen sind Emil und Elias im ukrainischen Kriegsgebiet verschwunden – ohne irgendein Lebenszeichen, ohne irgendeine Aussicht auf baldiges Wiedersehen. Im Herbst 2024 teilte mir das sowjetische Kindesamt in Kiew-Solomjanskij mit seiner routinierten Unverfrorenheit mit, der Aufenthaltsort von Emil und Elias sei unbekannt und – schon wieder – es „gebe keine Prozedur“, um nach ihnen zu suchen.

BF: Was löst es bei Ihnen aus, wenn Sie die öffentliche Dauerkampagne der Klitschko-Brüder gegen russische Kindesentführung aus der Ukraine erleben ?

A.Jung: Die Heuchelei der Klitschko-Brüder rund um staatliche Kindesentführungspolitik widert mich an. Zwar ist ihr Kampf gegen Kindesentführung aus der Ukraine im Prinzip zu begrüßen und zu unterstützen. Er wird allerdings durch den Umstand entwertet, dass die beiden in ihrem Amts- und Machtsprengel Kiew nichts, aber auch gar nichts tun, um Kindesentführung in die Ukraine zu unterbinden. Meine mehrfachen schriftlichen Hilfsappelle haben diese feinen Brüder genauso ignoriert wie die medienpräsenten und ständig moralisierenden Botschafter Melnyk und Makejew in Berlin. Sie sind halt Mitspieler, Mitläufer und Mitschuldige im System aus Korruption und Willkür. Deshalb sollten sie trotz ihrer hehren Rhetorik nicht mit anständigen Menschen- und Bürgerrechtlern der Ukraine gleichgesetzt werden. Besonders ist ihnen anzulasten, dass sie ihr negatives und doppelbödiges Verhalten auch unter schlimmsten Kriegsbedingungen nicht überdenken – und dass sie nichts unternehmen, damit gefährdete HKÜ-Kinder die regelmäßig bombardierte Hauptstadt Kiew zügig verlassen können. In der Nähe von Emils und Elias‘ vermutlichem Aufenthaltsort sind schon mehrfach Raketen und Drohnen eingeschlagen. Auf Kinder wirkt all das noch verheerender und verstörender als auf Erwachsene.

Wie ein schlechter Witz: Seit über einem Jahr ist Putin vom Internationalen Strafgerichtshof im Haag zur Fahndung ausgeschrieben – ausgerechnet wegen staatlich unterstützter Entführung ukrainischer Kinder aus den russisch besetzten Gebieten. Zusammen mit ihren EU-Gönnern feiern die Klitschkos und die ukrainische Regierung den Haftbefehl enthusiastisch. Es bleibt jedoch festzustellen: Für die widerwärtige Kindesentführungspolitik sowjetischen Typs in großem Stil gibt es in der Region zwei verantwortliche Führer – und nur einen internationalen Haftbefehl.

Von der Leyens EU-Kommission und die Bundesregierung setzen sich auf der Weltbühne lautstark für die Rückkehr der ukrainischen Entführungskinder ein. Dabei verlieren sie nicht ein einziges Wort über das Schicksal von Kindern, die die Ukraine illegal auf ihrem Territorium zurückhält. Jeder entsprechende Hinweis, jeder Appell von HKÜ-Eltern perlen an ihnen ab, als sei überhaupt nichts vorgefallen. Genauso schweigen sie, wenn das ukrainische Regime deutsche und europäische Haftbefehle gegen Kindesentführer im eigenen Lande – so auch den der Münchener Staatsanwaltschaft gegen Iryna – einfach verschwinden lässt.

Im Zuge der russischen Großinvasion hat die Kindesentführungspolitik der Ukraine eine tödliche Dimension angenommen. Durch sie sind Emil, Elias und Hunderte anderer Entführungskinder aus aller Welt zu hochgradig gefährdeten Kriegskindern geworden! Sie bleiben in umkämpften und beschossenen Gebieten eingesperrt. Den freien Zugang zu den entführten Kindern will das ukrainische Regime nicht gewährleisten, ihre Sicherheit kann es nicht gewährleisten. Es drohen ihnen Tod, Verletzung, Fehlentwicklung, lebenslange Traumata und Psychosen, Kälte, Hunger … Und am Horizont stehen Zusammenbruch von Wirtschaft und Gesellschaft.

In ihrer sowjetbürokratischen, rechtsnihilistischen und kleptokratischen Substanz nehmen sich die Ukraine und Russland nicht viel. Im Ukraine-Krieg kämpft eine kleine Sowjetunion gegen eine große um ihr Überleben. In Bezug auf Emil und Elias: Das eine Sowjetsystem sperrt die Kinder in der Kampf- und Feuerzone ein, das andere schießt auf sie. Beide verhalten sich auf diesem Felde absolut kriminell und mörderisch. Für die Kinder bedeutet es eine neue Form der Kriegsgefangenschaft – geschaffen vom Mafia- und Banditenstaat Ukraine. Von dort sind Millionen Menschen um ihrer Sicherheit und Versorgung willen nach Deutschland und Westeuropa geflohen. Emil und Elias bleibt dies unter den willkürlichen sowjetideologischen Ausreisesperren verwehrt.

BF: Was würden Sie Ihren beiden Kindern mitteilen, wenn Sie ihnen eine Nachricht schicken könnten ?

A.Jung: Emil und Elias sind von Iryna gehirngewaschen – etwa in der Art: „Papa ist weggelaufen, interessiert sich nicht und sorgt nicht für euch.‘ Dem möchte ich eine wahre Botschaft entgegensetzen: ‚Papa liebt euch sehr und hat jahrelang bis zur Erschöpfung gegen zwei korrupte, mörderische Machtapparate gekämpft, um euch eine gute Kindheit und Entwicklung zu ermöglichen. Ihr habt in München ein schönes und sicheres Zuhause mit guten Schulen, Sport- und Spielplätzen und vielen Entfaltungsmöglichkeiten. Papa liebt euch von Herzen und vermisst euch zu jeder wachen Stunde. Papa ist immer für euch da. Wir gehören zusammen !“

Mitbetroffene und Interessierte lade ich zu Kontaktaufnahme und gegenseitigem Austausch ein. Verbinden möchte ich dies mit der Bitte, dass jeder, der über geeignete politische oder juristische Kontakte verfügt oder andere geeignete Mittel und Wege kennt, das Anliegen der Kindesrückführung unterstützen möge. Auf uns allein gestellt, haben wir HKÜ-Eltern nur geringe Möglichkeiten, das zu erreichen. Wir brauchen starke und entschlossene Verbündete gegen die skrupellosen und beharrlichen Machtstrukturen, gegen die wir anzukämpfen haben.

Außerdem hoffe ich, dass betroffene Eltern über solche Publikationen wie dieses lange Interview zusammenfinden und ihnen dann gelingt, was das Berliner Bonzenkaste am meisten fürchtet: nämlich „sichgemeinsam zu positionieren“. So können Erfahrungen mitgeteilt und Maßnahmen ergriffen werden.

Hinweise:

Weitere Einzelheiten der Entführungstragödie sind eingestellt unter

www.nicht-ohne-meinen-sohn.de– derzeit in Aktualisierung –

und auf neuestem Stand unter

https://www.facebook.com/nichtohneemil

Außerdem ist für diejenigen, die mitbetroffen, vertieft an der Sache interessiert oder zu Hilfe willig und fähig sind, vorübergehend eine öffentliche virtuelle Leserbox mit fallbezogenen Dokumenten und Graphiken zugänglich unter 

https://drive.google.com/drive/folders/1Q3Jq3FnfmsUmz8yRYuzw6AdPc63Oz6pb?usp=drive_link

Aus dem präsentierten Material ergeben sich interessante Rückschlüsse – nicht nur in Hinsicht auf deutsche und ukrainische Kindesentführungspolitik, sondern auch auf die innere Zeitenwende der Rechtsauflösung und die Machenschaften des Tiefen Staates in Deutschland.

Direkte Kontaktmöglichkeit via E-Post unter: andalpino@web.de

[1] https://brandenburgerfreiheit.de/nicht-ohne-meine-soehne/
[2] https://brandenburgerfreiheit.de/der-haft-fall-billy-six-und-das-voelkerrecht-ein-urteil-im-namen-der-bundesregierung/

Bild: Anatol Jung

Akualisierung 25-10-16, 21.18 Uhr: Aktualisierung der Hinweise

www.brandenburgerfreiheit.de

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