Der Veltener Stadtverordnete Hendrik Köhn ist nach seinem Austritt aus der CDU von der CDU-Fraktion zur AfD-Stadtfraktion gewechselt. Die Brandenburger Freiheit (BF) berichtete darüber [1]. Gabriele Schade traf sich mit ihm zum Interview, um die Hintergründe zu erfahren. Er kam in Begleitung seiner Lebenspartnerin Heike. Sie ist auch kommunalpolitisch interessiert und unterstützt ihn bei seiner Arbeit.
BF: Sie haben die CDU zum 1. Juli 2025 mit sofortiger Wirkung verlassen. Seit wann waren Sie dort Mitglied und was war der Grund oder die Gründe, die zu diesem Entschluss geführt haben?
H. Köhn: Ich wurde im Februar 2024 Mitglied der CDU in Velten. Andreas Müller, der jetzige Bürgermeisterkandidat für die CDU, hatte mich angesprochen, da die Fraktion Unterstützung benötigte. Herrn Müller kenne ich beruflich. Ich bin vor viereinhalb Jahren nach Velten gezogen. Vorher habe ich in Bötzow gewohnt. Dort und auch in Oberkrämer war ich Trainer in Fußballvereinen. Bei der im Januar 2024 stattgefundenen Mitgliederversammlung der CDU wurden die Listenplätze für die Kommunalwahlen besetzt. Ich kam gleich auf Platz sechs von sieben. Voraussetzung war natürlich der Eintritt in die CDU. Es gab dort nur sieben Mitglieder. Herr Pötsch und Herr Müller sind als gewählte Stadtverordnete diejenigen, die die Fraktionsarbeit leisten. Es gibt jeden ersten Montag im Monat bei Pude im Restaurant „Zur Weide“ einen Stammtisch für Bürger. Allerdings wird das von den Veltenern nicht gut angenommen. Mich hat dann der Ehrgeiz gepackt und ich bin in den Wahlkampf gezogen. Bei Veranstaltungen und in Lokalen bin ich in Gespräche mit interessierten Menschen gegangen. Bei der Kommunalwahl habe ich dann den dritten Platz hinter Herrn Pötsch und Herrn Müller erreicht. Das hat mich sehr gefreut und gezeigt, dass Engagement Erfolg bringt.
BF: Hat eventuell auch die aktuelle Regierungspolitik unter dem Bundeskanzler Friedrich Merz zu dieser Entscheidung beigetragen?
H. Köhn: Nein, die Bundespolitik hat bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Ich interessiere mich hauptsächlich für Kommunalpolitik. Diese beiden Felder sollte man voneinander trennen.
BF: Sie sind im vergangenen Jahr bei den Kommunalwahlen in die Stadtverordnetenversammlung Velten gewählt worden. Bei der konstituierenden Sitzung hat ProVelten den Antrag gestellt, die Anzahl der Fraktionsmitglieder von zwei auf drei zu erhöhen. Dieser erhielt eine Mehrheit auch durch die Stimmen der CDU. Durch Ihren Austritt hat die CDU-Fraktion nun ihren Fraktionsstatus verloren. Wie war die Reaktion Ihrer früheren Parteikollegen?
H. Köhn: Es gab auf meine Kündigung keine Reaktion und somit auch nicht auf diesen Umstand.
BF: Zwei Tage nach Ihrem Austritt sind Sie als parteiloses Mitglied in die AfD-Stadtfraktion gewechselt. Was waren die Gründe dafür?
H. Köhn: Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas weiter ausholen. Es gab Situationen während meiner Zeit in der CDU, die dazu führten, dass ich immer unzufriedener wurde. So wurde vor der Kommunalwahl in 2024 in Velten ein anonymer Brandbrief gegen die AfD verteilt. Dieser kam von einem CDU-Aktivisten aus Berlin. Diese Aktion hat die CDU schwer geschädigt. Aber es wurde nichts unternommen. Dann hat es mich gestört, dass die CDU zu wenig Anträge in die Stadtverordnetenversammlung einbrachte. Meine Ideen wurden abgewiegelt. Öffentlichkeitsarbeit fand nicht statt. Es gab keinen Stand beim Weihnachtsmarkt. Am 9.8.2025 ist ein Sommerfest der CDU auf dem Marktplatz geplant. Herr Müller sollte sich darum kümmern. Aber es ist nichts passiert. Ich bin gespannt, ob es stattfinden wird.
Vor den Kommunalwahlen im letzten Jahr hatten wir einen Infostand geplant. Der Bundestagsabgeordnete der CDU Uwe Feiler war als Gast angekündigt. Einen Tag vorher sagte er die Veranstaltung ab. Das war mir sehr peinlich. Die AfD hatte mehrere Bundestagsabgeordnete zu Gast in Velten. Die Unterstützung im Wahlkampf durch bekannte Politiker ist sehr wichtig. Das Fass zum Überlaufen brachte dann folgende Situation. Die AfD-Stadtfraktion hatte einen Antrag für die Installation von AED-Geräten/Defibrillatoren für verschiedene Standorte Veltens eingebracht. Dieser war in den Ausschuss für Sicherheit und Ordnung überwiesen worden. Dort saß ich als Vertreter der CDU-Fraktion. Herr Müller wollte, dass ich den Platz für diese Sitzung an ihn abtrete, aber das wollte ich nicht. Danach habe ich dann meine Kündigung eingereicht. Ich bin mit dem Fraktionsvorsitzenden der AfD-Stadtfraktion Alexander Haß einige Wochen zuvor nach einer SVV ins Gespräch gekommen. Wir haben miteinander geredet und ich stellte fest, dass mir die Arbeitsweise und die Ideen der AfD durchaus gefallen.
BF: Die AfD wird bekanntermaßen seit langer Zeit stigmatisiert und als vermeintlich „rechtsextrem“ vom Verfassungsschutz eingestuft. Haben Sie Angst vor Anfeindungen oder Ausgrenzungen?
H. Köhn: Bisher habe ich noch keine Anfeindungen erlebt und ich habe auch keine Angst davor.
BF: Sie waren ungefähr eineinhalb Jahre in der CDU. Wann hat Ihr Interesse für Politik angefangen? Gab es dafür einen Auslöser und warum sind Sie in die CDU eingetreten? Waren Sie vorher in einer anderen Partei?
H. Köhn: Ich habe vor 16 Jahren in Bötzow ein Haus gebaut, obwohl ich eigentlich nach Velten ziehen wollte. Damals hat es mir dort nicht so gut gefallen. Ich habe mich schon immer gerne ehrenamtlich eingebracht und war viele Jahre Fußballtrainer und Karatetrainer. Früher war ich Leistungssportler. Mir ist es wichtig, mich auf kommunaler Ebene einzubringen. Da ich aus einer CDU-Wähler-Familie komme und auch als junger Mann die CDU gewählt habe, fiel es mir leicht in diese Partei einzutreten. Ich hatte gehofft, dass ich dort etwas bewegen kann. Leider war mein Engagement nicht erwünscht. Dagegen bin ich bei der AfD-Stadtfraktion mit offenen Armen aufgenommen worden. Auch wurde meine Idee für die Einführung eines Stadtbusses in Velten dort mit Interesse aufgenommen und als Antrag in die letzte SVV eingebracht. Bei der CDU wurde mein Vorschlag dazu einfach weggewischt. Ich werde in viereinhalb Jahren in den Ruhestand gehen. Mein Plan ist es parteilos zu bleiben und mich in den nächsten Jahren in die Abläufe der SVV einzuarbeiten. Die bisherige Arbeit in der AfD-Stadtfraktion hat mir sehr gefallen und ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.
Meine Lebenspartnerin ist auch politisch interessiert. Sie berät und unterstützt mich bei meiner kommunalpolitischen Tätigkeit. Wir haben nun einen guten Weg gefunden, um aktiv zu sein.
BF: Wie bewerten Sie die Arbeit des Veltener Stadtparlamentes und die der Bürgermeisterin Frau Hübner? Am 21. September 2025 stehen Bürgermeisterwahlen in Velten an. Frau Hübner wird nicht mehr antreten. Es stehen vier Kandidaten zur Wahl. Marcel Siegert (Pro Velten), Marco Schulze (AfD), Andreas Müller (CDU) und Manuela Nebel (parteilos). Was glauben Sie, wer das Rennen machen wird ?
H. Köhn: Velten hat sich in den letzten 16 Jahren sehr positiv verändert. Es wurden wichtige Beschlüsse zum Wohle der Stadt getroffen. Zum Beispiel wird in Velten demnächst eine neue Kita gebaut werden. Die wesentliche Arbeit ist in der Amtszeit von Frau Hübner gemacht worden.
Ich bin davon überzeugt, dass der AfD-Bürgermeisterkandidat Marco Schulze der neue Bürgermeister von Velten werden wird. Marcel Siegert von Pro Velten ist natürlich ein ernst zu nehmender Konkurrent. Ich gehe davon aus, dass es zwischen den beiden zur Stichwahl kommen wird. Marco Schulze wird als Sieger hervorgehen, weil er das bessere und stärkere Team hat. Außerdem ist er sehr populär in Velten.
BF: Ich danke Ihnen für das Gespräch !
[1] https://brandenburgerfreiheit.de/veltener-stadtparlament-cdu-abgeordneter-wechselt-zur-afd/
Interview und Foto: Gabriele Schade