Bundeskanzler Scholz in Neuruppin – Innenansichten

Heike vom Friedenslicht hatte es geschafft. Während die meisten Bürger draußen bleiben mussten, konnte sie einen der wenigen Plätze im Innenraum der Bürger-Frage-Runde am 17.08.2022 mit Olaf Scholz ergattern. In einem Beitrag für die Brandenburger Freiheit schildert sie ihre Eindrücke.

Auf den Kanzlerbesuch in Neuruppin und auf das Treffen mit den Bürgern auf einer Veranstaltung wurde ich im Vorfeld aufmerksam, so dass ich mir vorab einen Sitzplatz buchen konnte. Da ich in Brandenburg wohne, war es kein Problem, die Reise nach Neuruppin anzutreten. Mein Hauptinteresse galt es, vor allem zu erleben, wie viele Menschen daran teilnehmen und welche Fragen sie stellen werden, sowie den Bundeskanzler in seiner Rhetorik zu erleben.

Als ich um 18.00 Uhr am Veranstaltungsort ankam, war der Platz schon recht gut besucht. Die AfD hatte einen Bereich für sich abgesteckt, und im Hintergrund hörte ich, wie von der AfD-Bühne aus einige Redebeiträge zu den Problemen, die unser Land heute hat, in den Mittelpunkt gerückt wurden.

Der Bundeskanzler erschien um ca. 19.00 Uhr und seine einleitenden Worte bezogen sich auf den Krieg in der Ukraine. Er lobte die demokratischen Verhältnisse in unserem Land und teilte den Anwesenden mit, wie froh wir sein können, nicht in der russischen Diktatur zu leben. Nach dieser Einleitung begann die Fragerunde. Hier gab es Leute, die die derzeitige Politik sehr lobten und hinter den Entscheidungen der Regierung standen. Nach meiner Beobachtung waren es überwiegend ältere Leute, die immer noch unter der Corona-Angst leiden und die Maßnahmen in den letzten zwei Jahren unterstützt haben.

Ich konnte die Frage, die ich mir für diesen Anlass zurechtgelegt hatte, an den Bundeskanzler stellen. Während dieser Frage-Antwort-Veranstaltung war es hinter der Absperrung sehr laut, weil es sehr viele Leute gab, die ihren Unmut über die derzeitige Politik heraus brüllten. Aus meiner Sicht waren die Regierungskritiker ganz klar in der Mehrheit.

Interessant war es für mich vor Ort zu erleben, wie die Antworten des Bundeskanzlers formuliert wurden. Mein Eindruck war, dass hier vorgefertigte Antworten gebetsmühlenartig vorgetragen wurden. Ich hatte nicht den Eindruck, dass der Bundeskanzler den fragenden Personen konkrete und individuelle Antworten gab, sondern seine auswendig gelernten Texte verwendete. Dadurch entstand bei mir öfter das Gefühl, dass er die Fragen mehr schlecht als recht beantwortete.

Ein Mann, der bei den Montagsspaziergängen in Neuruppin dabei war und von der Bereitschaft der Polizei Gewalt anzuwenden noch heute sehr entsetzt war, stellte dem Bundeskanzler die Frage, ob es im kommenden Herbst damit zu rechnen sei, wenn Menschen wieder demonstrieren, die mit der Politik der Regierung nicht einverstanden sind, ob der Kanzler den Polizeikräften dann auch den Schießbefehl erteilen würde. Der Bundeskanzler sagte dazu, dass niemand in diesem Land vorhabe, auf Demonstranten zu schießen. Hier kann man nur hoffen, dass man dieser Aussage Vertrauen schenken darf.

Es war aus meiner Sicht eine sehr aufgeheizte Stimmung und am häufigsten hörte ich an diesem Abend ständig den Aufruf “hau ab“. Abschließend muss ich feststellen, dass es für mich eine Erfahrung war, die Stimmung der Besucher aufzunehmen, die – wie schon erwähnt – größtenteils negativ war.

Eure Heike vom Friedenslicht
(vollständiger Name ist der Redaktion bekannt)