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Das Fass ist auf

Lauterbach verunsichert Corona-Hardliner: Kitakinder keine „Treiber“ der Pandemie [1]. Gesundheitsminister verspricht: „Schließungen (der Kitas, Anm. d. Red.) werden sich nicht wiederholen“. Fällt jetzt auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht?

Der Schock dürfte den Kommunikatoren und Multiplikatoren aus der 2. und 3. Reihe der SPD noch tief in den Gliedern stecken. Hatten sie sich doch mächtig für den Corona-Kurs der Regierung ins Zeug gelegt und auch die strengen Maßnahmen gegen die Kinder an der Basis verteidigt. Und jetzt das! Bundesgesundheitsminister Lauterbach verkündet emotionslos [2], was dem kritischen Teil der Bevölkerung schon lange klar war: die Erzählungen von den „gefährlichen Kindern“ entbehren jeder Grundlage, zumindest was Kinder im Kita-Alter anbelangt – vorerst.

Noch im August 2021 hatte Ariane Fäscher (MdB, SPD), die direkt-gewählte Abgeordnete aus dem Wahlkreis Oberhavel-Havelland II, bei Kindern für die Impfung, das Maskentragen sowie Kontaktbeschränkungen plädiert. Sie begründete ihre Position mit „Spätfolgen, die wir noch nicht absehen können, da sie (die Krankheit, Anm. d. Red.) u.a. offenbar auch in das Gehirn eingreift.“ [3]

Doch Lauterbach räumt in seiner gestrigen Stellungnahme auch mit dem Long-Covid-Narrativ bei den Kleinsten auf. Spätfolgen sind bei Kindern nur die Ausnahme. Damit wird es eng für Lauterbach, Fäscher und Co. Denn mehr als zwei Jahre nach den ersten Kita-Schließungen stellt sich die Frage, was war dafür eigentlich die Grundlage? Studien? Studien, die die Maßnahmen begründeten – falls es so etwas gab, wurden mit den „neuen Erkenntnissen“ gestern kurzer Hand im Mülleimer der Wissenschaftsgeschichte entsorgt.

Studien, die Kinder nicht als Treiber der Pandemie sahen [4], wurden nicht beachtet. Kritiker und Warner vor den Folgen der Maßnahmen wurden systematisch ausgegrenzt. Regierungen, Medien aber auch die Justiz haben der Gesellschaft und sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Denn seit gestern weiß auch der größere Teil der deutschen Öffentlichkeit: „Kinder sind keine Treiber der Pandemie“. Und so drängt sich auch den letzten Gutgläubigen hierzulande die Frage auf, welche der gängigen Narrative entbehren denn ebenfalls jeglicher Grundlage?

Bei dieser Diskussion rückt natürlich die einrichtungsbezogene Impfpflicht in den Mittelpunkt. Sie wurde vor allem mit dem vermeintlichen Übertragungsschutz Geimpfter begründet. Wissenschaftliche Studien, die diese These widerlegen, sind nicht mehr nötig. Die Lebenswirklichkeit hat abstrakte Theorien längst überholt. Jeder hat es in seinem Umfeld bereits erlebt: Geimpfte infizieren sich und geben das Virus weiter, Punkt.

Eine Fortsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht hat schwerwiegende Folgen und zwar nicht nur für unmittelbar Betroffene. Denn auf seiner 74. Sitzung am 13. Oktober 2022 stellte der Brandenburger Landtag fest [5]:

„Nach fast drei Jahren Coronapandemie sind die Krankenhäuser, aber auch Reha-Kliniken von einem Regelbetrieb weit entfernt. So hat die Pandemie die Krankenhäuser in Brandenburg extrem herausgefordert. Sie behandelten und behandeln viele COVID-infizierte Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig nahmen und nehmen in den Kliniken die krankheitsbedingten Personalausfälle fast flächendeckend zu und bringen die Krankenhäuser noch immer in erhebliche Bedrängnis. Die meisten Krankenhäuser hatten und haben höhere krankheitsbedingte Personalausfälle in ihren patientennahen Bereichen als sonst um diese Jahreszeit üblich.“ [6]

Gründe für den hohen krankheitsbedingten Personalausfall benennt der von SPD, CDU und Grünen eingereichte Beschlussantrag nicht und es ließe sich vortrefflich über diese Gründe streiten. Doch dafür ist keine Zeit mehr. Ungeimpfte Mitarbeiter in Medizin und Pflege haben gute Argumente für ihre Impfentscheidung. Zweifler mögen sich hierzu gern mit dem aktuellen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts befassen [7].

Die unsichere Jobsituation wird für Betroffene mehr und mehr zur inneren Zerreißprobe. Kostspielige Anschaffungen, Kinderwünsche, alles liegt auf Eis. So mancher Beschäftigte spielt daher mit dem Gedanken, sich diesem Druck zu entziehen und sich aus dem Gesundheitswesen zu verabschieden. Viele sind bereits gegangen.

Angesichts der prekären Personalsituation im Gesundheitswesen ist die sofortige Aufhebung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ein Gebot der Vernunft. Fällt sie nicht, kann man allen Lesern nur noch Eines wünschen: Bleiben Sie gesund!

[1] https://twitter.com/i/web/status/1587858464377896966
[2] https://www.youtube.com/watch?v=7pBz0h6TvyY
[3] https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/ariane-faescher/fragen-antworten/unterstuetzen-sie-die-forderung-dass-kinder-und-jugendliche-unter-18-jahren-sofort-und-bedingungslos-von-den
[4] https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/27/8/20-4859_article
[5] https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parladoku/w7/beschlpr/protokolle/74.pdf#page=
[6] https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/parladoku/w7/drs/ab_6400/6401.pdf
[7] https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-20-bis-30-06-22.pdf?__blob=publicationFile&v=6