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Eugen Drewermann in Templin

Engagiert für den Frieden. Eugen Drewermann setzt sich kompromisslos für Entmilitarisierung und gegen den Gehorsam ein. Mit seinem Vortrag in Templin bewies er, dass er trotz des hohen Alters seine Überzeugungskraft nicht verloren hat.

Knapp 100 Zuhörer fanden sich im Templiner Seniorenlandsitz ein, um Eugen Drewermann zu hören. Die Veranstaltung kam auf Initiative von Gabriele Seidel zustande. Der Erlös floss dem Verein zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität (Artenvielfalt) in Deutschland FEBiD e.V. zu, dem Seidel vorsteht.

Drewermann’s Vortrag „Nur durch Frieden bewahren wir uns selber – Die Bergpredigt als Zeitenwende“ war eine Generalabrechnung mit der aktuellen Politik der kriegerischen Eskalation vor allem im Ukraine-Konflikt.

Engagiert nahm sich der 83-Jährige die aktuellen Fehlentwicklungen vor: Bundeswehroffiziere, die in den Schulen für Karriere und Aufstiegschancen in der Armee werben und dabei Jungen das Fliegen eines Tarnkappenbombers und Mädchen die Fahrt in einem Panzer schmackhaft machen. Wenn Kanzler Scholz davon spricht, dass ‚die Bundeswehr in der Mitte der Gesellschaft ankommen müsse‘, dann sei das genau der Weg, so Drewermann.

Organisatorin des Abends: Gabriele Seidel vom Verein FEBiD e.V.

Seine Kritik gilt der Umerziehung von 16-18 Jährigen, dem Erzeugen eines kollektiven Bewusstseins und dem Verlangen nach Gehorsam. Dabei steht für den kritischen Theologen fest, dass unbedingter Gehorsam weder einem Menschen noch der Kirche gehören darf, nur Gott.

Angesichts von mehr als 500.000 Toten im Ukraine-Krieg fragt Drewermann: „Wann soll das aufhören?“. Und mit Blick auf die aktuelle Diskussion, nach den Leopard-2-Panzern nun auch Marschflugkörper mit 500km Reichweite zu liefern, verweigert sich Drewermann der These, dass auf dem „Schlachtfeld die Voraussetzungen für Verhandlungen für einen gerechten Frieden vorbereitet werden.“. Denn nach dieser Logik beansprucht der Schlimmste beim Töten von Menschen, der sich als Sieger feiert, das Recht, die Zukunft zu bestimmen, so Drewermann.

Drewermann, der seinen 90 minütigen Vortrag in freier Rede hielt, sparte nicht mit historischen Fakten der letzten 40 Jahre. Seine Kernbotschaft war jedoch eine christliche: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand …“, Matthäus 5:39. Ernüchtert stellt Drewermann fest: „Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen …, wenn man Politik so weitermachen will, wie wir sie haben.“

Zum Krieg gehört die permanente Eskalation auf beiden Seiten. Er wird nur durch die völlige Erschöpfung einer Seite beendet oder die Bevölkerung macht einfach nicht mehr mit „und das ist es, was wir erreichen sollten.“, fordert Drewermann.

„Wir müssen diese Schizophrenie zwischen Bürger und Soldaten beenden, indem wir sagen: ‚Wir sind nur noch Bürger und wir werden nie Soldaten!’“

Die von Kanzler Scholz beschworene Zeitenwende ist für Drewermann nichts weiter als ein Rückfall in die Barbarei und das Militär eine Parallelgesellschaft, deren Abschaffung er fordert.

Nach dem Vortrag stand Drewermann noch für eine Signierstunde und Fragen zur Verfügung.

Fotos und Bericht: Jan Müggenburg

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