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Interview mit Tamir Al-Abadi von den Freiheitsboten Königs Wusterhausen

Die Freiheitsboten Königs Wusterhausen gehören zu den erfolgreichsten und beständigsten Initiativen innerhalb der Brandenburger Demokratie- und Bürgerrechtsbewegung. Tamir Al-Abadi ist Mitinitiator der Freiheitsboten Königs Wusterhausen und fungiert dort als Anmelder und Versammlungsleiter von Demonstrationen. BF sprach mit ihm über seine Motive, politisch aktiv zu werden und über die Bedeutung von Demos bei der Durchsetzung politischer Ziele auch jenseits der Corona-Problematik.

BF: Hr. Al-Abadi, was war Ihr persönlicher Antrieb, mit den Freiheitsboten Königs Wusterhausen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen zu organisieren?

Tamir Al-Abadi: Die Gruppe hat zunächst als Initiative für die Verteilung von Aufklärungsmaterial begonnen. Wir waren anfangs der Ansicht, dass den Menschen die richtigen Informationen fehlen und dass auch politische Entscheidungsträger – ausgerüstet mit dem richtigen Wissen – den Kurs korrigieren würden. Später wuchs jedoch die Einsicht, dass die Masse der Bevölkerung sich selbst den falschen Kurs nicht eingestehen würde. Schließlich hatten viele ja die meisten Maßnahmen mitgetragen.
Mit der Verschärfung der Maßnahmen im Dezember 2020 war dann ein Kipppunkt erreicht. Wir entschlossen uns, öffentlich und für jeden sichtbar, unsere Meinung zu vertreten. Dafür war die Demo das richtige Mittel. Sie lieferte uns auch ein gewisses Feedback, das es bei der Flyerverteilung naturgemäß nicht geben konnte.

BF: Waren Sie vorher schon politisch aktiv? Sind Sie Mitglied einer Partei oder stehen Sie einer bestimmten Partei besonders nahe?

Tamir Al-Abadi: Nein, ich bin parteilos und war auch vorher nicht politisch aktiv. Allerdings war ich durchaus gesellschaftlich engagiert bei den Johannitern und später als Kassenwart im Förderverein der Schule meiner Kinder. Aufgrund meines Migrationshintergrundes – mein Vater ist Iraker, meine Mutter Deutsche – gab es außerdem bei mir ein ausgeprägtes Interesse für Außenpolitik. Hier musste ich früh lernen, dass es zwischen der medialen Berichterstattung und der außenpolitischen Wirklichkeit z.T. deutliche Differenzen gab. Allerdings vertraute ich stets den Berichten über die Verhältnisse im Innern Deutschlands.
Grundsätzlich bin ich vom Konzept der freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit einer starken sozialen Komponente überzeugt. Deshalb habe ich auch jahrelang die SPD gewählt, bei der letzten Bundestagswahl dann allerdings nicht mehr.

BF: Hatten Sie versucht mit der SPD in Kontakt zu treten, als in Ihnen der Unmut über den Corona-Kurs wuchs?

Tamir Al-Abadi: Ja. Frau Esken hat von mir einen 4-seitigen Brandbrief erhalten nachdem sie sämtliche Kritiker pauschal als „Covidioten“ brandmarkte. Auch Ministerpräsident Woidke und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag bekamen Post von mir. Eine Antwort kam von keiner der genannten Personen zurück.

BF: Wie würden Sie die Teilnehmer an Ihren Demonstrationen charakterisieren? Welche Motive, welche politischen Grundeinstellungen herrschen Ihrer Ansicht nach vor?

Tamir Al-Abadi: Das Teilnehmerspektrum bei unseren Demos ist sehr heterogen – charakterlich wie politisch. Das Gleiche gilt auch für unser Orga-Team. Im Grunde bilden wir das gesamte gesellschaftliche Spektrum ab: Linke, Rechte, Friedensaktivisten und ganz viele direkt aus der bürgerlichen Mitte, da wo ich mich auch sehe.
Auffällig war zunächst, dass sowohl die Teilnehmer an den Demos als auch die Mitglieder des Orga-Teams sich eher im 3. oder am Ende des 2. Drittels ihres Lebens befanden. Das änderte sich erst mit dem Aufkommen von Bewegungen wie „Studenten-stehen-auf“. Inzwischen sind auch jüngere Leute und mehr Familien mit Kindern dabei.

BF: Wie beurteilen Sie die Wirkung Ihrer Demonstrationen? Haben sie etwas gebracht?

Tamir Al-Abadi: Ja! Man sagt ja, Wahlen würden nichts bringen, sonst wären sie verboten. Demzufolge müssen Demonstrationen etwas bringen, denn sie werden ja immer wieder verboten.
Aber ganz im Ernst, ich bin fest davon überzeugt, dass die Teilnehmerzahlen bei den Demos und auch die Beständigkeit der Demos die allgemeine Impfpflicht verhindert haben.

BF: Welche Perspektiven sehen Sie für Demos als Mittel zum Erreichen politischer Ziele? Gibt es andere Mittel, die man zumindest ergänzend daneben stellen sollte?

Tamir Al-Abadi: Briefe an Abgeordnete und Funktionsträger sowie Volksinitiativen sind ebenfalls wirksame Mittel. Auch Petitionen würde ich dazu zählen, aber nicht die berühmten Online-Petitionen sondern besser direkt an den Deutschen Bundestag.
Viele dieser Möglichkeiten wurden von uns auch bereits genutzt. Sie sind allerdings meist komplexer als Demos und machen mehr Arbeit. Die Demo ist für mich immer noch die beste Möglichkeit, zu zeigen, wie viele Menschen dahinter stehen.

BF: Viele Grundrechtsinitiativen setzen sich neben dem Protest gegen die Corona-Maßnahmen spätestens seit dem Frühjahr auch für eine aktive Friedenspolitik, für eine kluge Energiepolitik und gegen selbstzerstörerische Sanktionen ein. Sehen Sie zwischen all diesen Themen einen Zusammenhang?

Tamir Al-Abadi: Ja, denn es geht bei all diesen Themen um Rechte, um das Recht auf körperliche Selbstbestimmung, um das Recht auf Frieden, um das Recht auf bezahlbare Energie. Die Politik hat sich in den letzten 2 ½ Jahren in enthüllend grotesker Weise vom Bürger entfernt. Dabei scheint mir die Entkopplung vom Bürger und der Wirklichkeit um so größer je höher die politische Entscheidungsebene ist. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass wir unsere Souveränität an überstaatliche Organe wie die EU, die NATO oder die WHO verlieren. Es ist Zeit, sich die bürgerliche Souveränität zurückzuholen.

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  • Beitrags-Kategorie:Politik