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Energiekrise – Brandenburger Handwerker reagieren mit scharfer Kritik und Aufruf zum Protest

Brandenburger Handwerk bemängelt fehlende Strategie in der Energiepolitik. Preisentwicklung bei Energie und Material sowie die hohe Inflation gefährden eigene Geschäftsmodelle. Kreishandwerkerschaft Oberhavel versendet einen Brandbrief an ihre Mitglieder und ruft zur Teilnahme an Protesten auf.

Führende Vertreter des Handwerks in Brandenburg äußerten sich enttäuscht über den Ausgang der Gespräche mit Brandenburgs Minister für Wirtschaft und Energie, Jörg Steinbach und zeichnen ein düsteres Bild für die kommenden Monate [1]:

Robert Wüst, Präsident Handwerkskammertag Land Brandenburg: „Die Lage ist in vielen Mitgliedsbetrieben bereits dramatisch, und der Winter hat noch nicht einmal angefangen. Betriebe berichten von einseitigen Kündigungen ihrer Energieversorgungsverträge und von utopischen Neuangeboten, die wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen und Arbeitsplätze gefährden. Neben der Energiepreisentwicklung sorgen Materialengpässe und die hohe Inflation für zusätzliche Belastungen.“ [1].

Wüst weist zudem auf die prekäre Lage von Arbeitnehmern hin, die sich den Weg zur Arbeit nicht mehr leisten können und darauf, dass die Betriebe die Auswirkungen der Corona-Krise noch längst nicht überwunden hätten. Von der Politik fordert er, „dem Handwerk mittel- und langfristig bezahlbare Energie verlässlich zur Verfügung zu stellen.“ [1].

Wolf-Harald Krüger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt (Oder), sorgt sich um die angespannte Situation beim PCK in Schwedt. „Viele Handwerksbetriebe sind als Auftragnehmer wirtschaftlich unmittelbar von der Raffinerie abhängig. Aber auch viele andere Handwerksunternehmen in der Uckermark würden einen drohenden Kaufkraftverlust massiv zu spüren bekommen.“, so Krüger.

Corinna Reifenstein, Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, wird noch deutlicher. Sie bemängelt das Fehlen einer Strategie und fragt, „mit welchen Maßnahmen die Politik dem Handwerk. helfen will, um der größten Krise der letzten Jahrzehnte zu begegnen.“ [1]

Während die Vertreter der großen Handwerkskammern in Brandenburg sich auf kritische Äußerungen beschränken, geht ihre Basis längst andere Wege. So ruft die Kreishandwerkerschaft Oberhavel offen zur Beteiligung am Handwerkerprotest in Berlin auf [2]. Organisiert wird diese Kundgebung von Karl Krökel, Kreishandwerksmeister aus Dessau-Roßlau (hier geht’s zum Interview mit Karl Krökel).

In einem BF vorliegenden Schreiben der Kreishandwerkerschaft Oberhavel an ihre Mitglieder wendet sich der Verband gegen die Sanktionspolitik und Energiepolitik der Bundesregierung und fordert:

  • die Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Energie zu bezahlbaren Preisen
  • Schluss mit der Preiszocke für Energie an den Börsen und auf dem Strommarkt
  • Nutzung aller vorhandenen Energieträger sowie Öl- und Gas-Trassen
  • Entlastung aller Bürger und Bürgerinnen, auch jene, die nicht auf soziale Transferleistungen angewiesen sind, aber durch die verantwortungslose Politik in eine wirtschaftliche Notlage getrieben werden
  • Schluss mit der Enteignung der Bürger, ihres Vermögens und ihrem Ersparten durch kurzfristige Maßnahmen wie:
    • Abschaffung des Merit-Order-Prinzips
    • Steuersenkung auf Kraftstoffe, Strom, Öl und Gas
    • Einführung einer Obergrenze für Gas- und Strompreise

Als Absender weist das Schreiben Norbert Fischer, Kreishandwerksmeister und Marion Ecke, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Oberhavel aus. Ecke hatte zuvor schon zur Teilnahme an den Montagsdemonstrationen in Oranienburg aufgerufen [3] und war dort letzten Montag persönlich erschienen, um den Aufruf vorzutragen.

[1] https://www.hwk-potsdam.de/artikel/pressemitteilung-nr-74-vom-14-september-2022-9,735,5431.html
[2] https://www.kreishandwerkerschaft-oberhavel.de/pw/
[3] https://www.moz.de/lokales/gransee/baecker-sterben-in-oberhavel-traditions-baeckerei-gibt-nach-130-jahren-auf-_-konditorei-in-teschendorf-macht-aber-weiter-66622099.html