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Was bleibt: Die Blaulicht-Familie

Ihre Wurzeln liegen im spontanen Protest. Verschiedene berufsbezogene Initiativen für Dienstleistungen an der Gesellschaft wollen ihre politischen Aktivitäten künftig gemeinsam realisieren. Am Rande der Mahnwache am 15.06.23 in Berlin sprach die BF mit Carsten Stehlik, Mitbegründer der Blaulicht-Familie über die Zukunftspläne der Initiative.

BF: Die Blaulicht-Familie vereint verschiedene berufsbezogene Initiativen. Nach eigener Darstellung stammen sie aus dem Bereich von Dienstleistungen, die den Staat und die gesamte Gesellschaft tragen: Polizisten, Pflegekräfte, Soldaten, Lehrer u.a. Wie kam es zur Gründung dieser einzelnen Initiativen und Vereine?

Carsten Stehlik: Alle Initiativen sind als Reaktion auf die Corona-Maßnahmen entstanden. Sie wurden von uns als unverhältnismäßig beurteilt.
Der Verein „Polizisten für Aufklärung“ wurde bereits im Jahr 2020 gegründet. Andere kamen später aufgrund weiterer einschneidender Maßnahmen hinzu wie beispielsweise die Initiative Pflege mit Herz mit dem Beschluss über die einrichtungsbezogene Impfpflicht.
Einige der besonders aktiven Mitglieder erkannten schnell die Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Initiativen und knüpften untereinander Kontakte. So entstand bereits 2022 die Idee, sich für gemeinsame Ziele auch gemeinsam zu engagieren.

BF: Welche Ziele verfolgt die Blaulicht-Familie als Zusammenschluss der einzelnen Initiativen?

Carsten Stehlik: Wir wollen über die Geschehnisse der letzten 3 Jahre aufklären und ihre Aufarbeitung vorantreiben. Damit wollen wir vor allem Angehörige unserer Berufsgruppen erreichen aber auch in die Gesellschaft hineinwirken. Die Spaltung der Gesellschaft in dieser Frage ist unübersehbar und wir sehen uns aufgrund unserer beruflichen Herkunft geradezu in der Pflicht, einen Beitrag zu leisten, diese Spaltung zu überwinden.
Nicht zuletzt wollen wir damit auch dazu beitragen, verloren gegangenes Vertrauen in die öffentliche Verwaltung wieder herzustellen.

BF: Wie wollen Sie dabei vorgehen, diese Ziele zu erreichen?

Carsten Stehlik: Wir setzen sowohl auf mediale Angebote und als auch auf Präsenz in der realen Welt. Dazu gehören beispielsweise eine gemeinsame Webseite und auch die „Blaulichtgespräche“, ein Videoformat, in dem Betroffene aus unseren Berufsgruppen darüber sprechen, was ihnen in den letzten 3 Jahren passiert ist. Am 22.06.23 werden wir bei einer Gesprächsrunde im Bundestag vertreten sein. Natürlich wird man uns auch weiterhin auf der Straße antreffen. Die aktuelle Serie von Mahnwachen war nur der Auftakt. Ein besonderes Highlight wird es übrigens mit der Vorstellung der „Blaulicht-Erklärung“ im Rahmen der „Es reicht“-Demo am 17.06.23 in Dresden geben (*).
Statt verschiedener einzelner Webseiten, die schwer professionell zu gestalten sind und einzelner Demos unterschiedlicher Berufsgruppen soll in Zukunft das gemeinsame Vorgehen im Vordergrund stehen. Wir versprechen uns davon Synergien, mehr Effizienz bei gemeinsamen Veranstaltungen und insgesamt mehr Professionalität. Bei unserer Kommunikationsstrategie wird vor allem die Anschlussfähigkeit an die Angehörigen unserer Berufsgruppen aber auch an die übrigen Teile der Gesellschaft im Vordergrund stehen.

BF: Planen Sie die Gründung übergeordneter Strukturen wie beispielsweise die Gründung eines Vereins?

Carsten Stehlik: Ja, genau das haben wir vor.

BF: Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Carsten Stehlik: Es geht vor allem darum, geschäftsfähig zu werden. Kosten für Fahrten, Banner, Flyer u.a. könnte man dann vergemeinschaften und wir könnten Spenden und Beiträge einsammeln. Letztlich versprechen wir uns dadurch aber auch mehr Ernsthaftigkeit und Konstanz in der Mitarbeit.

BF: Können Sie sich auch vorstellen, weiterreichende Ziele zu verfolgen und beispielsweise Mitarbeiterinteressen als Tarifpartner zu vertreten?

Carsten Stehlik: Der Gedanke ist da und existierte schon bei „Polizisten für Aufklärung e.V.“ Bis zum Erlangen der Tariffähigkeit ist es sicher noch ein langer Weg. Grundsätzlich sind wir aber bereit, mit entsprechendem Zulauf diese Idee zu verwirklichen.

BF: Woran fehlt es aktuell, um höher gesteckte Ziele zu erreichen?

Carsten Stehlik: Vor allem bedarf es mutiger Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren. Befürchtungen über drohende Konsequenzen sind oft übertrieben. Bislang hat noch niemand allein wegen seiner Mitgliedschaft im Verein „Polizisten für Aufklärung“ Probleme bekommen. Schwierigkeiten bekamen Mitglieder, die in besonderer Weise öffentlich in Erscheinung getreten sind. Selbst das mündete aber auch nicht zwangsläufig in einem Disziplinarverfahren wie bei mir.

BF: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Jan Müggenburg für die Brandenburger Freiheit.

Titelfoto: Jan Müggenburg (Carsten Stehlik 1.v.l. in der ersten Reihe)

(*) Die Erklärung ist inzwischen veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=OD4QWB2fQ30 ab Minute 23.