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Glaubwürdige Berichterstattung?

Viele Ungereimtheiten zu den kriminellen Vorfällen am Veltener Bahnhof. Die BF bringt Licht ins Dunkel.

In dem am 22. November 2023 in Velten stattgefundenen Ausschuss für Sicherheit und Ordnung [1] hatte sich eine betroffene Mutter des Vorfalls vom 10.November 2023 zu Wort gemeldet. Sie hatte seinerzeit bei der Aufnahme der Anzeige bei den Polizisten den Eindruck, dass diese sich nicht für die flüchtigen Täter interessierte. Der bei der Sitzung als Gast anwesende Revierleiter der Polizei Hennigsdorf Stefan Boye antwortete später, dass sie sich getäuscht hätte. Die betroffene Mutter verließ dann nach einem kurzen Wortwechsel mit der für Velten zuständigen Revierpolizistin die Sitzung vorzeitig, obwohl der TOP „Mehr Sicherheit im Bahnhofsumfeld gewährleisten“ noch behandelt wurde.

Es gab bereits während der Ausschusssitzung eine erste Veröffentlichung bei der MOZ-online sowie am darauffolgenden Tag auch in der Märkischen Allgemeinen Zeitung [2] einen ausführlichen Bericht der Sitzung und des Vorfalles vom 10. November 2023. Die Darstellung darin wich an einigen Stellen von dem umstrittenen Facebook-Post des Stadtverordneten Robert Wolinski (Die Heimat ehemals NPD) ab. Außerdem wurde in der MAZ auch gemeldet, dass Herr Wolinski eine Strafanzeige erhalten hat. In seinem Facebook-Post hatte er u.a.mitgeteilt, dass die Polizei gegenüber der Mutter geäußert haben soll, das Thema nicht öffentlich zu machen.

Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir am 28. November 2023 mit der betroffenen Mutter gesprochen. Sie möchte nicht namentlich genannt werden. Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt.

BF: Können Sie uns bitte den Vorfall vom 10.November 2023 schildern ?

Antwort: Meine 16jährige Tochter befand sich an dem Abend gegen 20.45 Uhr mit einer Freundin und einem Freund im Bereich des Bahnhofs Velten auf der Seite Kreisbahnstraße Richtung Nauener Straße. Sie hatten einen Einkaufswagen gefunden und machten damit ein bißchen Quatsch, so wie junge Leute das manchmal machen. Meine Tochter hatte sich in den Wagen gesetzt und wurde geschoben. Die Drei trafen auf eine Gruppe von fünf Jugendlichen, bestehend aus drei Veltener Jungs und zwei nichtdeutschen Jugendlichen aus Hennigsdorf. Sie schubsten und forderten meine Tochter auf aus dem Wagen auszusteigen. Plötzlich tauchte ein bärtiger Mann mit einem Fahrrad auf. Er war älter als die anderen Jugendlichen und fuhr mit dem Fahrrad gegen den Einkaufswagen. Dieser fiel um und meine Tochter versuchte auszusteigen. Da erhielt sie von dem Mann einen Tritt in den Brustkorb und wurde ins Gesicht gespuckt. Außerdem beleidigte er sie und drohte ihr. Zeitgleich versuchte einer der nichtdeutschen Jugendlichen dem Freund meiner Tochter die Jacke abzuziehen und schlug ihm ins Gesicht.

BF: Ihre Schilderung hört sich doch anders an als das, was in der MAZ veröffentlicht wurde. Wie haben Sie von dem Vorfall erfahren und wer hat die Polizei kontaktiert ?

Antwort: Meine Tochter hat mich angerufen. Leider hatte ich den Anruf nicht schnell genug angenommen und rief sie zurück. Sie ging erstmal nicht ans Handy und ich machte mir große Sorgen. Dann habe ich sie erreicht und sie berichtete sehr aufgeregt von dem Vorfall. Ich machte mich sofort mit dem Fahrrad auf den Weg zum Bahnhof. Ihr Freund hatte seinen Vater angerufen, der die Polizei informierte. Meine Freundin kam mit dem Auto zum Bahnhof gefahren.

BF: Was passierte dann ?

Antwort: Die Jugendlichen befanden sich noch im Bahnhof im oberen Bereich. Meine Freundin und ich haben versucht rauszubekommen, wer meine Tochter verletzt hatte. Leider erfolglos. Meine Freundin hat dann meineTochter mit dem Auto nach Hause gefahren. Ich habe mein Fahrrad nach Hause geschoben, da meine Beine so schmerzten, dass ich nicht aufsteigen konnte. Als ich an der Kreuzung Rosa-Luxemburg-Straße/ Ecke Nauener Straße vor der Überquerung anhielt, kam ein Polizeiauto herangefahren. Es hielt an und ich fragte die Polizisten, ob sie wegen des Vorfalles am Bahnhof unterwegs seien. Sie bestätigten dieses und ich sagte ihnen, dass ich die Mutter des Mädchens sei und das meine Tochter schon zu Hause ist. Meine Freundin hatte mir vorher gesagt, dass sie jemanden kennt, der den Vorfall über Facebook öffentlich machen könnte. Deshalb fragte ich die Polizisten, ob es Sinn machen würde, dieses zu tun. Sie verneinten meine Frage. Dann sind wir zu meiner Wohnung gefahren und meine Tochter schilderte den Vorfall. Wir erstatteten Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung.

BF: In dem Artikel der MAZ vom 23.November 2023 stand, dass niemand verletzt wurde und das „Pärchen“ mit einem Schrecken davon kam. Das passt nun garnicht mit ihren Schilderungen zusammen.

Antwort: Ich bin am nächsten Tag mit meiner Tochter in die Klinik nach Oranienburg gefahren. Dort wurden blaue Flecken an der linken Brust sowie an einem Ellenbogen und beiden Knien festgestellt. Warum die Zeitung das so geschrieben hat, weiß ich nicht.

BF: In dem Artikel stand auch, dass sich ein alkoholisierter Mann bei Ihnen und Ihrer Tochter während der Anzeigenaufnahme befunden haben soll. Er soll sich abfällig über Ausländer geäußert haben. Können Sie uns dazu bitte etwas sagen ?

Antwort: Ich war mit meiner Tochter allein, als die Polizei den Tathergang aufnahm und wir die Strafanzeige stellten. Wer das gewesen sein soll, weiß ich nicht.

BF: Sie hatten in der Einwohnerfragestunde in der Ausschussitzung davon gesprochen, dass Sie den Eindruck hatten, dass die Polizei sich nicht für die flüchtigen Täter interessierte. Wie kommen Sie darauf ?

Antwort: Die Täter befanden sich noch am Bahnhof, als meine Freundin und ich dort ankamen. Wir hielten uns dort einige Minuten auf: Polizei war nicht vor Ort als wir gingen. Ich hatte zwei mir bekannte junge Mädchen am Bahnsteig warten sehen und diese später gefragt, ob sie gesehen hätten, dass zwei Jugendliche in den nächsten Zug nach Hennigsdorf gestiegen sind. Sie nannten mir die Namen der beiden Jungs. Es waren keine deutsche Namen.

BF: Gibt es denn im Bahnhofsbereich Kameras, die das aufgezeichnet haben könnten ?

Antwort: Ich war am Montag den 13. November 2023, also drei Tage nach der Tat, im Rathaus, um mit der Bürgermeisterin Frau Hübner zu sprechen. Die Vorzimmerdame versuchte mich davon zu überzeugen, dass die Bürgermeisterin erst Ende November mit mir sprechen könne. Vorher sei kein Termin frei. Aber dann kam sie zufällig vorbei und ich hatte doch noch die Möglichkeit gleich mit ihr zu sprechen. Ich fragte sie u.a. nach Kameraaufzeichnungen am Bahnhof oder in den Zügen. Sie antwortete mir, dass es keine Kameras am Bahnhof gäbe. Die Züge hingegen sind damit ausgestattet. Ich bat sie darum, diesbezüglich Kontakt mit der Bahn aufzunehmen. Sie machte sich Notizen und ich gab ihr auch meine Handynummer. Ich habe bis heute keine Rückmeldung von ihr erhalten.

BF: In der Ausschussitzung hatten sie einen kurzen Wortwechsel mit Veltens zuständiger Revierpolizistin. Sie sind danach gegangen und die Polizistin folgte Ihnen ? Um was ging es in diesem Wortwechsel ?

Antwort: Ich hatte mich in der Einwohnerfragestunde nur mit meinem Vornamen vorgestellt, da ich nicht wollte, dass mein Familienname bekannt wird. Da die Sitzung sehr langatmig war, habe ich einen Mitarbeiter der Verwaltung leise gefragt, wann ich denn noch zu dem Vorfall vom 10.November sprechen könnte. Daraufhin sprach die Polizistin mich laut mit meinem Familiennamen an. Ich stand auf und ging mit meiner Freundin kurz vor die Tür. Dann bin ich wieder in den Saal zurück, um der Polizistin zu sagen, dass sie es unterlassen soll, meinen Namen öffentlich zu nennen. Dann bin ich wieder raus und sie folgte mir. Draußen behauptete sie, dass ich mich in der Einwohnerfragestunde mit meinem vollstänigen Namen vorgestellt hätte. Das ist so nicht richtig. Ich habe nur meinen Vornamen gesagt.

BF: Ich kann das bestätigen, denn ich war bei der Sitzung anwesend und hatte mir auch nur Ihren Vornamen notiert. In der Sitzung wurde gesagt, dass es nach dem Vorfall mit Ihrer Tochter zu mehr Kontrollfahrten von Polizei und Ordnungsamt kommt ? Haben Sie davon etwas mitbekommen ?

Antwort: Ich war am Samstag, den 18.November 2023, also acht Tage nach dem Vorfall, abends zwischen 20 und 23 Uhr am Bahnhof und es kam keine Polizeistreife vorbei. Ob das so umgesetzt wird, ist für mich fraglich.

BF: Zum Abschluß hätte ich gern gewusst, ob die bisherigen Maßnahmen wie das Einberufen von Runden Tischen, die Präsentation der Polizeistatistik und auch die Debatte im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung für Sie den Eindruck haben, dass man ernsthaft an einer Verbesserung der Sicherheitslage in der Stadt interessiert ist ?

Antwort: Das muss ich leider verneinen. Ich fühle mich „verar…t“. Es gab mehrere Betroffene, die in der Einwohnerfragestunde gesprochen haben. Manche Zuschauer sind vorzeitig gegangen, so wie ich. Es war nicht erkennbar, dass man ernsthaft etwas unternehmen möchte. Morgen bin ich mit meiner Tochter bei der Polizei zur Vernehmung und hoffe, dass dort alle notwendigen Mittel ergriffen werden, um die Täter zu finden und vor Gericht zu stellen.

BF: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Sie und Ihre Tochter.

Anmerkung:
Die betroffene Mutter hat uns mitgeteilt, dass sie den Vater des nichtdeutschen Jugendlichen, welcher dem Freund ins Gesicht geschlagen hatte, ausfindig machen konnte. Sie hat mit dem Vater gesprochen und der junge Mann hat sich zwischenzeitlich bei ihrer Tochter entschuldigt. Er würde sich auch gerne bei dem Freund der Tochter entschuldigen, aber das wurde ihm bisher nicht ermöglicht.

Gesprächsführung, Text und Foto: Gabriele Schade

Quellen:
[1] https://brandenburgerfreiheit.de/keine-sicherheit-in-sicht/
[2] https://www.maz-online.de/lokales/oberhavel/velten/velten-anzeige-gegen-stadtverordneten-debatte-um-sicherheit-am-bahnhof-OF255BZKRZB23MZUJBFCMHIDRE.html

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