Sabrina Kollmorgen beteiligt sich bereits seit April 2020 an grundrechtsorientierten Demonstrationen. Seit ihrem emotionalen Auftritt bei einer Friedlich-Zusammen-Demo im Februar ’22 ist sie deutschlandweit bekannt. Als erfahrene Intensiv-Krankenpflegerin erreicht sie bis heute vor allem Beschäftigte im Pflegesektor. Die BF sprach mit ihr über ihr Engagement auf der Straße, ihren Ausstieg bei der Partei dieBasis und über die Perspektiven der Bewegung.
BF: Bei Ihren öffentlichen Auftritten sprechen Sie den Menschen meist aus dem Herzen. Gleichzeitig wirkten Sie dabei von Anfang an sehr routiniert. Hatten Sie vor Ihrem Engagement bei Demonstrationen bereits Erfahrung damit, vor vielen Menschen frei zu sprechen?
S. Kollmorgen: Nein. Ich war es zwar aus meinem beruflichem Umfeld gewohnt, vor kleineren Gruppen frei zu sprechen. Aber das ist nicht mit einer Situation zu vergleichen, in der man vor Hunderten oder gar Tausenden Menschen steht.
BF: Sind Sie vor solchen Auftritten aufgeregt?
S. Kollmorgen: Ja, sehr. Ich würde sogar sagen, dass die Aufregung eher noch zugenommen hat. Früher bin ich unbefangener an solche Ereignisse herangegangen. Heute zerbreche ich mir viel mehr den Kopf darüber, was ich wie sage, denn die Angriffe der Kritiker in den eigenen Reihen sind schwer auszuhalten. Die Attacken aus dem eigenen Lager können einem stark zusetzen. Aktuell bricht leider viel auseinander und der innere Zusammenhalt geht der Bewegung verloren.
BF: Woran liegt das?
S. Kollmorgen: In der Corona-Zeit haben Menschen in der Not zusammengefunden. Man hat einander geholfen und sich gegenseitig gestützt. Das hat persönliche Differenzen und unterschiedliche Auffassungen in politischen Fragen überdeckt. Die akute Not ist erst einmal weg und die Unterschiede treten deutlicher zutage. Hinzu kommt aber noch, dass von außen erfolgreich Zersetzung betrieben wird. Menschliche Eigenschaften werden m. E. gezielt identifiziert und genutzt, um innerhalb von intakten Gruppen auf die eine oder andere Weise Streit zu erzeugen.
BF: Wenn Sie auf die letzten 3 Jahre blicken, welche positiven Erfahrungen nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
S. Kollmorgen: Ich habe in den 3 Jahren viele wunderbare Menschen kennen gelernt, die ich sonst wohl nie getroffen hätte. Mit ihnen habe ich in kurzer Zeit ein tiefes Vertrauensverhältnis entwickelt, das unter anderen Umständen nur im Verlauf vieler Jahre entstanden wäre. Darunter sind Menschen, mit denen ich jederzeit in den Austausch treten kann. Uns verbindet die gleiche Energie. Das Gefühl von gegenseitiger Vertrautheit,
Verlässlichkeit und Verbindlichkeit in diesem Netzwerk, das ist es, was bleibt und was für mich am bedeutsamsten ist.
Etwas weiter gefasst lässt sich feststellen, dass viele Gruppen immer noch sehr aktiv sind. Dabei geht es keineswegs immer nur um Corona. Auch andere Themen wie Klima, die Probleme im Gesundheitswesen, Kinderschutz oder der Patientenschutz werden beleuchtet. Beispielsweise ist es für mich heute viel einfacher für mein Anliegen des Patientenschutzes – genauer: Gewalt in der Pflege durch die Pflege – Ansprechpartner zu finden. Corona hat die Menschen zusammengeführt und das ist gut so!
BF: Mit der Partei dieBasis hatte sich bereits 2020 aus der Protestbewegung heraus eine ernstzunehmende politische Vereinigung gebildet, der Sie sich zwischenzeitlich auch anschlossen. Über die erste Gründungseuphorie kam dieBasis jedoch nie hinaus. Warum funktioniert die Partei nicht?
S. Kollmorgen: Schwierige Frage. Viele Menschen haben vom Parteiensystem genug. Die Parteien an sich sind irgendwann einmal mit guten Ansätzen angetreten. Früher oder später werden sie jedoch korrumpiert. Sobald Egoismus und individuelle Karrierepläne Einzug halten, werden die ehrlichen Parteimitglieder zurückgedrängt.
Genau dort setzt dieBasis an. Denn sie will, das Parteiensystem reformieren, um es durch mehr direkte Bürgerbeteiligung zu ersetzen. Vielleicht sollte die Partei diesen Aspekt deutlicher nach außen tragen und ihn auch im eigenen Programm abbilden.
BF: Das klingt nicht gerade danach, als hätten Sie die Partei aufgrund schwerwiegender inhaltlicher Differenzen verlassen. Was war der Grund für Ihren Austritt?
S. Kollmorgen: Durch meine öffentlichen Auftritte habe ich nicht nur positive Aufmerksamkeit und Zuspruch sondern auch viel negative Kritik erfahren. Ab einem gewissen Punkt erreichte die Kritik an meiner Person solch ein Maß, dass es für mich nicht mehr möglich war, zielorientiert zu arbeiten. M.E. wurden bei mir die gleichen Zersetzungsmuster angewandt, die zuvor auch schon bei anderen Mitgliedern zum Austritt führten. Hier kamen eindeutig, die sich immer wiederholenden systematischen Zersetzungsmechanismen durch Unterwanderung zum Tragen. Mein Ziel war es, in meinem Bezirksverband sachbezogen und in Ruhe zu arbeiten, das ist seit längerer Zeit nicht mehr möglich gewesen. Mein Rückzug aus der Partei war damit unausweichlich.
Gleichzeitig wünsche ich mir, dass besondere Persönlichkeiten in der Partei wie Wolfgang Wodarg, Sucharit Bhakdi, Sven Lingreen, Andreas Sönnichsen, Margareta Griesz-Brisson, Martin Schwab oder Viviane Fischer ihren Weg erfolgreich weiter gehen.
BF: Wie geht es bei Ihnen politisch weiter? Können Sie sich eine Mitgliedschaft in einer anderen Partei, z.B. der AfD, vorstellen?
S. Kollmorgen: Das will ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen. Vorläufig bleibe ich parteilos. Aktuell unterstütze ich mit meiner Arbeit die Bundestagsabgeordneten Rainer Rotfuß und Thomas Dietz.
BF: Was wird aus der Galerie der Aufklärung?
S. Kollmorgen: Die Galerie der Aufklärung geht auf jeden Fall weiter. Gerade die letzten Aktionen wie jene in Hennigsdorf oder in Hamburg haben sehr viel Resonanz erzielt. Betroffene werden oft nicht ernst genommen. Ähnlich wie zuvor die Ungeimpften werden sie heute ausgegrenzt und nicht fachspezifisch behandelt. Es findet kaum eine adäquate Dokumentation ihrer Symptome im Zusammenhang stehend mit der sogenannten Covid Impfung statt. Sie brauchen jetzt unsere Aufmerksamkeit und Solidarität ebenso wie Wissenschaftler und Ärzte, die plötzlich vor Gericht stehen und politisch verfolgt werden, weil sie sich an ihre ärztliche Berufsordnung , das Genfer Gelöbnis, den Nürnberger Kodex und den Hippokratischen Eid gehalten haben. Sie setzen sich mit den ethischen und moralischen Ansprüchen und Wertevorstellungen fach- und sachbezogen zum Schutz ihrer Patienten ein. Die Berufsordnung enthält die berufsrechtlichen Grundlagen des ärztlichen Berufs. Für diese Menschen möchte ich auch in Zukunft da sein und sie mit meiner ganzen Kraft und Überzeugung unterstützen. Denn auch ich folge uneingeschränkt meinen Wertevorstellungen und meinem inneren Kompass hinsichtlich Ethik, Moral, Menschenrechte und Schutz von Gesundheit und Leben.
Mein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Ärztehilfswerk „Weißer Kranich“. Wer diesen Zusammenschluss auch unterstützen möchte, ob mit Geld oder persönlichem Einsatz, findet unter https://aerzte-stehen-auf.de/aerztehilfswerk/ alle notwendigen Informationen. Gerade Ärzte, die jetzt vor Gericht stehen, haben diese Unterstützung bitter nötig.
BF: Bleiben Sie der Initiative der Blauen Lichter weiter verbunden?
S. Kollmorgen: Definitiv! Unser Zusammenschluss von Angehörigen der Blaulichtberufe ist mir sehr wichtig. Dazu gehören Pflegekräfte, Ärzte, Feuerwehrleute, sowie Menschen, die im Rettungsdienst, für die Polizei oder die Bundeswehr tätig sind. Wir stellen unsere Arbeit gerade auf eine neue Grundlage und wollen vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit unseren Beitrag zur Wiederherstellung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung leisten.
BF: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jan Müggenburg für die Brandenburger Freiheit.