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Einrichtungsbezogene Impfpflicht -Tiefe Wunden bleiben!

Als Betroffene schildert Silke Martens in diesem Gastbeitrag ihre Eindrücke und Erinnerungen an die einrichtungsbezogene Impfpflicht, beschreibt die Zustände in den Einrichtungen und äußert ihre Wünsche für die Zukunft.
Vergeblich versuchte Silke Martens, diesen Beitrag als Leserbrief in der etablierten Brandenburger Presse zu platzieren. Wegen der größeren Reichweite der Etablierten hat auch die BF-Redaktion sie immer wieder in diesem Vorhaben bestärkt. Doch alle E-Mails, Telefonate und auch die Aktivierung persönlicher Kontakte halfen nicht.
Silke Martens Odyssee entlang einer Mauer des Schweigens, der Ausgrenzung und der redaktionellen Selbstzensur findet an dieser Stelle ein Ende.

Zum Jahreswechsel lief die Einrichtungsbezogene Impfpflicht aus, welche seit dem 16.03.2022 umgesetzt wurde. Somit hatten die Gesundheitsämter Befugnis, ungeimpfte Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, ein Beschäftigungs- oder Zutrittsverbot zu erteilen und auch Bußgelder zu verhängen.

Das Fazit fällt verheerend aus. Ohnehin überlastete Pflegekräfte, Betreiber, Einrichtungen und Behörden wurden ans Limit gedrängt – es bleiben tiefe Wunden! Nur alleine die Ankündigung, hatte bei vielen Beschäftigten Existenzängste ausgelöst. Arbeitgeber mussten ihre Mitarbeiter, die keinen entsprechenden Nachweis erbrachten, an die Behörden melden. Dann wurde über uns entschieden.

Zu dieser Angelegenheit, um meine Bedenken und Einwände zu schildern, suchte ich im März und Juni 2022 die Bürgersprechstunde des Kreistags in Oranienburg auf. Der Landkreis Oberhavel hatte mitgeteilt, dass diese Vorgaben nicht knallhart umgesetzt, sondern die „Ermessensspielräume“ ausgeschöpft werden sollten.

Ich und auch viele andere bekamen trotzdem mehrere Briefe vom Gesundheitsamt, mit der Aufforderung zur Nachweispflicht und entsprechenden Fristen. Es fühlte sich nicht gut an! Diese Zeit bereitete vielen von uns Betroffenen schlaflose Nächte! Es wurden im Land Brandenburg 9995 Personen gemeldet, die keinen Nachweis vorgelegt haben. Davon wurden im Landkreis Oder-Spree zwei Betretungsverbote ausgesprochen.

Mit dieser gesetzlich angeordneten Vorgabe wurden Mitarbeiter in zwei Lager gespalten. Ungeimpfte von uns sind angefeindet und stigmatisiert worden. Ich fand es erschreckend, dass unsere Arbeitsleistung auf einen Schlag nichts mehr wert war. Wir wurden als verantwortungslos und unsozial dargestellt, nur ein Beispiel dazu, war die Aussage des Bundesgesundheitsminister Herrn Karl Lauterbach am 22.Juni 2022 auf einer Demo von Verdi in Magdeburg. Er äußerte öffentlich, dass das ungeimpfte Personal keinen Beitrag geleistet hat!

Der Arbeitgeberverband (AGVP) forderte, dass der Corona-Bonus in der Pflege ausschließlich an geimpfte Pflegekräfte auszuzahlen ist. Und ich könnte hier an dieser Stelle noch viele öffentliche Aussagen anbringen, die in meinen Augen diskriminierend waren.

In dieser schweren Zeit war es für viele Betroffene wichtig, voneinander zu wissen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Somit bekamen wir alle Einblicke in KH und Einrichtungen und auch Erfahrungsberichte Betroffener gaben reichlich Aufschluss. Das Resultat der Impfpflicht war, dass einige ohnehin schon am Limit arbeitende Mitarbeiter gekündigt haben. Sie wollten sich langwierige Verfahren, Anhörungen, Bußgelder und die Ungewissheit der beruflichen Zukunft ersparen. Somit ist die ohnehin schon dünne Personaldecke noch dünner geworden.

In dieser Zeit konnten sowohl ungeimpftes Personal als auch ungeimpfte Auszubildende nicht eingestellt werden. Wir hatten es, dass Auszubildende fast nicht zur Prüfung zugelassen werden konnten, da ihnen Praxisstunden fehlten, weil es Einrichtungen gab, die diese Azubis nicht wollten.

Genauso verhielt es sich bei ungeimpften Medizinstudenten, die ihre Prüfung nicht absolvieren konnten, da der Praxiseinsatz fehlte oder nicht ausreichend war. Das alles auf der Grundlage der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Man wird wahrscheinlich nicht genau wissen, wie viel Personal dem Pflege- und Gesundheitswesen verloren gegangen ist, aber es ist um jeden Einzelnen schade und sie fehlen heute mehr denn je!

An dieser Stelle ist noch anzumerken, dass es eine Demonstration am 06.09.2022 in Potsdam gab. Diese wurde von der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg organisiert. Es fehlt mittlerweile nicht nur das Personal sondern auch die hohe Inflation und die steigenden Energiekosten verschärfen die Situation zusätzlich.

Wie sieht die aktuelle Situation aus?

Die zeitnahe Versorgung von Patienten ist mittlerweile ein bundesweites Problem geworden. Die letzten drei Jahre, die Coronapandemie, wirken sich auf das schon zuvor angeschlagene Gesundheitswesen, wie ein Brennglas aus. Die Rettungsdienste können die vorgegebenen Eintreffzeiten nicht einhalten, lange Wartezeiten in Notaufnahmen, durch Personalmangel gesperrte Klinikbetten bzw. Zusammenlegung von Stationen und lange Wartezeiten bei Terminen in ambulanten Praxen. Das ist ein Bruchteil, was gerade in akute Schieflage gerät.

Der Krankenstand in Einrichtungen und besonders in Kliniken ist enorm hoch, die Mitarbeiter sind gespalten, fehlender Schutz und Nebenwirkungen der Impfung sind weiterhin ein Tabuthema. Neben den Viruserkrankungen, gibt es auch viele Ausfälle durch Burnout. Dazu kommt, das Tragen einer Maske ist weiterhin eine extreme Belastung und in meinen Augen ist es gar nicht möglich, bei dem Arbeitspensum, die vorgeschriebenen „Pausenzeiten“, (Arbeit ohne vulnerable Gruppen) einzuhalten. Personal kündigt somit auch auf Grund von unzumutbaren Arbeitsbedingungen.

Was wünsche ich mir?

Dass die Gesellschaft wieder näher zusammen rückt! Das kann meiner Meinung nach nur durch eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen, Auswertung der bereits gesammelten Daten, hinsichtlich Nebenwirkungen, Ansteckung und Schutz der Impfung geschehen. Darauf wurde auch am Montag, den 16.01.2023 im Landtag in Sachsen hingewiesen.

Für viele sehr wichtig, das endlich die Masken- und Testpflicht im Pflege- und Gesundheitswesen abgeschafft wird! Ich wünsche mir von den Medien eine objektive und neutrale gut recherchierte Berichterstattung, ohne Stigmatisierung! Ich möchte, dass die politischen Entscheidungen der letzten zweieinhalb Jahre hinterfragt werden und ich habe das Gefühl, dass mir mehr Freiheit genommen wurde als zwingend erforderlich war.

Für die Zukunft und Aufarbeitung wünsche ich allen, dass Regelungen oder Vorgaben nur noch auf wissenschaftlich fundierten Grundlagen basieren und nicht auf Vermutungen! Es gab und gibt viele Pflegekräfte, die aus Leidenschaft ihre Tätigkeit ausführen. Aber alles hat seine Grenzen!

Hinweis der Redaktion: Dieser Text entstand bereits Mitte Januar 2023.