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Karl-Dietmar Plentz zur Energiesituation im Bäckerhandwerk

Karl-Dietmar Plentz zählt zu den erfolgreichsten Unternehmern in Nord-Brandenburg. Seine Bäckerei führt der bodenständige Familienvater und bekennende Christ nun schon in der 4. Generation. Als Kreistagsabgeordneter (BfO – Bürger für Oberkrämer) engagiert er sich zudem auch politisch für kommunale Belange. Im Interview mit der Brandenburger Freiheit äußert sich Plentz zur Beschaffungs- und Energiesituation im Bäckerhandwerk. Seinen Appell an die Politik veröffentlichen wir hier ungekürzt.

BF: Herr Plentz, das Bäckerhandwerk gehört zu den traditionsreichsten Branchen in Deutschland. Mehl, Wasser, Salz und Zeit – so sagt man – seien die wichtigsten Zutaten für gutes Brot. Dabei weiß selbst jeder Hobbybäcker, dass auch das beste Rezept ohne Energie (Wärme) nicht gelingt. Welche Auswirkungen hat die aktuelle Entwicklung der Energiepreise auf Ihre Branche? Müssen Kunden mit Preissteigerungen rechnen?

K.-D. Plentz: Die aktuelle Preisentwicklung bei den Energiekosten fordert die Bäcker mit Ihren meist mit Gas betriebenen Backöfen echt heraus. Neben allen Bemühungen zur Energieeinsparung wird es nötig sein, die Preise für handwerklich hergestellte Backwaren mit Augenmaß anzupassen.

BF: Supermärkte haben immer wieder z. T. deutliche Lücken im Mehlsortiment. Wie stellt sich für die Profibäcker die Beschaffungssituation ihrer Zutaten im Moment dar? Welche Entwicklung erwarten Sie für die kommenden Monate und das Jahr 2023?

K.-D. Plentz: Derzeit sind Backzutaten in vollem Umfang lieferbar. Da kann man echt dankbar sein in Deutschland zu leben! Die volatilen Preise am Rohstoffmarkt beobachte ich mit einer gewissen Sorge.


BF: Welche Forderungen haben Sie an Politiker in Regierungsverantwortung diesbezüglich, siehe Fragen 1 und 2?

K.-D. Plentz: Mit folgender Forderung habe ich mich in der vorletzten Woche an zwei Bundestagsabgeordnete aus OHV gewandt:

Eilt sehr – bitte sofort vorlegen: Bitte um Korrektur der Priorisierung bei Gasknappheit und Einbeziehung des Bäckerhandwerks in das neue „EnergieKostenDämpfungsProgramm“

Liebe/r Abgeordneter,

wir wenden uns heute an Sie als den für unsere Bäckerei zuständigen Wahlkreisabgeordneten.

Bitte berücksichtigen Sie die Belange des Bäckerhandwerks: Wir sind diejenigen, die in der Region Ausbildungsplätze schaffen – auch für junge Menschen, die in diesen Zeiten Mühe haben, eine qualifizierte Berufsausbildung zu erhalten. Wir sichern Arbeitsplätze vor Ort, die nicht ins Ausland abwandern können. Wir leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherung der Nahversorgung der Bevölkerung mit Brot und Backwaren und damit Grundnahrungsmitteln in der Region. Und außerdem leisten wir einen Beitrag zum Zusammenhalt in unserer Gemeinde.

Deswegen ist es wichtig, dass unser Betrieb und andere Handwerksbäckereien auch bei den Hilfsprogrammen der Bundesregierung Berücksichtigung finden. Deshalb bitten wir Sie:

  • Setzen Sie sich dafür ein, dass das neue EnergieKostenDämpfungsProgramm (EKDP) der Bundesregierung so ergänzt wird, dass auch Handwerksbäckereien Zuschüsse zu den stark gestiegenen Energiekosten erhalten. Hintergrund:
  • Die Betriebe des Bäckerhandwerks sind seit Monaten einer dramatischen Kostensteigerung im Bereich der Energie-, Rohstoff- und Personalkosten ausgesetzt, die wir nur begrenzt an Kunden weitergeben können. Wenn diese Entwicklung anhält, sind Betriebe und Arbeitsplätze in Gefahr.
  • Handwerksbäckereien sind systemrelevante Unternehmen, bei denen mit Hilfe von Zuschüssen eine existenzbedrohende Situation verhindert werden muss.
  • Wir bitten – und wir erwarten – dass etwaige von der Bundesregierung bereitgestellte Hilfen für energieintensive Unternehmen nicht nur der Industrie zugeteilt werden, sondern fair, gerecht und solidarisch gewährt werden, das heißt auch energieintensiven, systemrelevanten Branchen wie dem Bäckerhandwerk. Alles andere wäre ungerecht und unsolidarisch.
  • Die Bundesregierung hat ein neues „EnergieKostenDämpfungsProgramm“ (EKDP) auf den Weg gebracht, mit dem Belastungen oberhalb der Verdoppelung der Kosten für Erdgas und Strom gedämpft werden sollen. Es kann nicht angehen, dass Handwerksbäckereien bisher keine Zuschüsse aus dem Programm beantragen können, weil sie nicht einer Wirtschaftsbranche nach Anhang I der „Leitlinien für staatliche Klima-, Umweltschutz- und Energiebeihilfen 2022“ (KUEBLL) angehören und weil bei der Ermittlung der Energiebeschaffungskosten die Kosten für Heizstoffe und Energieerzeugnisse, die insbesondere in der Bäckereiproduktion verwendet werden, nicht berücksichtigungsfähig sind. Wir bitten – und erwarten – dass dies korrigiert und das Programm so geändert oder ergänzt wird, dass die danach vorgesehenen Hilfen auch Handwerksbäckereien offenstehen. Wenn das nicht passiert, werden die Brotindustrie bevorzugt und Arbeitsplätze im Handwerk vernichtet.
  • Setzen Sie sich dafür ein, dass die gesetzlichen Regelungen, wonach Privathaushalte und soziale Einrichtungen (und lt. Plan der EU-Kommission bald auch „wichtige Industrien“) bei Gasknappheit vor anderen Unternehmen bevorzugt werden sollen, angepasst werden. Jedenfalls systemrelevante Branchen wie das Bäckerhandwerk, die Lebensmittel produzieren, müssen im Fall von Gasknappheit weiter mit Gas beliefert werden. Denn es dürfte niemandem geholfen sein, wenn im Fall einer Gasknappheit Privathaushalte weiter mit Gas versorgt werden, die betroffenen Beschäftigten aber dann ihren Arbeitsplatz verlieren, Unternehmen zur Aufgabe gezwungen werden und die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln in Gefahr gerät.


BF: Ihr Schreiben an die Bundestagsabgeordneten ist in der „wir“-Form verfasst. Haben Sie den Brief mit anderen Unternehmern Ihrer Branche abgestimmt? Falls ja, wie viele gehören zu den Unterstützern?

K.-D. Plentz: Eine meiner ehrenamtlichen Aufgaben ist ein Engagement als Landesöffentlichkeitsbeauftragter der Deutschen Innungsbäcker in den Bundesländern Berlin und Brandenburg. Gemeinsam mit unserem Zentralverband haben wir alle Deutschen Innungsbäcker (etwa noch 12000 Bäckereien) gebeten an Ihre jeweiligen Abgeordneten heran zu treten.

BF: Ihr Schreiben wurde nur an 2 der 3 Bundestagsabgeordneten gerichtet. Welche/welcher Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises 58 (Oberhavel – Havelland II) wurde nicht angeschrieben und warum nicht?

K.-D. Plentz: Mit Ariane Fäscher (SPD) und Uwe Feiler (CDU) gibt es schon seit längerer Zeit einen guten, konstruktiven Dialog und wiederholt freundliche und vertrauensvolle Begegnungen auch zu anderen relevanten Themen. Mit Frau Domscheidt – Berg (Die Linke) hat sich dazu noch nicht die Möglichkeit geboten. Eine Einladung an Sie habe ich allerdings so wiederholt an Ihr Büro ausgesprochen, dem stehe ich sehr offen gegenüber und freue mich auf das Kennenlernen.

BF: In Ihrem Appell bitten Sie um Vergünstigungen für Ihre Branche. Wäre ein Ende der Sanktionspolitik nicht der einfachere Weg?

K.-D. Plentz: Ehrlich, ich bin sehr froh darüber nicht entscheiden zu müssen, da dieses Thema so verzwickt und komplex ist. Als engagierter Christ bete ich um Weisheit für die Entscheider, Ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen gerecht zu werden. Ich hoffe sehr auf baldigen Frieden in Europa und dem damit verbundenen Ende der Sanktionen.

Sehr geehrter Herr Plentz, vielen Dank für das Interview.