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Nach 17 ½ Jahren: Grit Hörig verlässt die CDU

In ihrem der BF vorliegenden offenen Brief zieht die Unternehmerin und Oranienburger Stadtverordnete nicht nur ein bitteres Fazit. Der Brief wird auch zur Generalabrechnung mit ihrer alten Partei, die sie lange als ihre politische Heimat ansah. Neben ihrer Kritik an wichtigen Politikfeldern wie den Corona-Maßnahmen beklagt Hörig auch den Verfall der Debattenkultur sowie die Dekadenz einiger Landtagsabgeordneter in der CDU.

Zentraler Punkt ihrer Kritik ist die Politik während der „Corona-Pandemie“. „Durch Zwangsschließungen, Umsatzeinbrüche, Hygieneauflagen und eine hohe Unsicherheit kamen viele Unternehmen in Schieflage.“ Während Handwerksfirmen und kleine Unternehmer ihre Altersersparnisse aufbrauchen mussten, blieben die für Lockdowns, Arbeitsverbote und die 2G-Regelung verantwortlichen Politiker weitgehend unbehelligt. „Ihre Einkünfte flossen regelmäßig, für Ihre Altersvorsorge ist ausreichend gesorgt.“, so Hörig.

Doch auch „die massiven Eingriffe in die persönliche Freiheit und der Impfdruck dürfen nicht einfach abgehakt werden!“. Gerade die Diskussion um die allgemeine Impfpflicht hatte Hörig immer wieder entsetzt und zu politischen Reaktionen gezwungen. Im Winter 2021/22 initiierte sie mit Gleichgesinnten eine Volksinitiative gegen die Impfpflicht und trat als Rednerin bei der Oranienburger Montagsdemo der Bürgerinitiative Oberhavel-Steht-Auf auf.

Von der CDU erwartete Hörig mehr Bereitschaft zur Aufarbeitung dieser Zeit. „Der Untersuchungsausschuss zur Corona-Krisenpolitik im Landtag Brandenburg ist ein wichtiges Instrument, um Betroffenen Gehör zu verschaffen, Fehler zu analysieren und daraus für die Zukunft zu lernen. Außer der CDU-Landtagsabgeordneten, Frau Dr. Saskia Ludwig, die dem Ausschuss angehört, scheint sich in der CDU niemand für diese Fragen zu interessieren. Auf Fragen zu dem Ausschuss an die Landtagsabgeordnete Frau Nicole Walter-Mundt erhält man nur lapidare Antworten.“.

Hörig bleibt jedoch nicht beim Thema Corona stehen:

„Für einen großen Teil der CDU bleibt die Aufarbeitung der Corona-Politik leider ebenso aus, wie die Aufarbeitung der Fehlentscheidungen im Bereich der Migrationspolitik und der Energiepolitik. Die Menschen spüren die Folgen dieser politikgemachten Fehler direkt, die Entscheider scheint es aber mitunter wenig zu interessieren. Das führt zum gegenseitigen Entfremden.“

Scharf geht Hörig auch mit ihrem ehemaligen Stadtverband ins Gericht. Dabei kritisiert sie die schlechte Debattenkultur und geht offen auf politische Säuberungen in im Stadtverband ein.

„Offene Debatten sind unerwünscht, Kritik am Kurs wird als persönlicher Angriff gewertet. Wer kritische Themen anspricht, wird als sachkundiger Einwohner entfernt. Fast die Hälfte der Kandidaten für die Kommunalwahlen 2019 haben sich in den vergangenen Jahren zurückgezogen, oder sind sogar aus der CDU ausgetreten.“

Falsche Prioritäten sieht Hörig bei einigen prominenten Landtagsabgeordneten. Während große mittelständische Unternehmen der Stadt ankündigen, wegen der schlechten Rahmenbedingungen, vorerst nicht mehr am Standort Oranienburg zu investieren [1], veröffentlichen sie Bilder von der richtigen Schuhwahl zum Besuch im örtlichen Lions-Club.

Bei aller Entfremdung von den ehemaligen Parteifreunden sieht sich Grit Hörig immer noch dort, sie schon immer stand: auf dem Boden ihrer Grundwerte: „bürgerlich, freiheitlich, konservativ, frei in den Entscheidungen und eigenverantwortlich, besonders über meinen Körper! Für diese Werte werde ich immer einstehen!“

[1] https://www.moz.de/lokales/oranienburg/orafol-in-oranienburg-unternehmen-stoppt-kuenftige-investitionen-_-gruende-und-folgen-72277649.html
[2] https://www.instagram.com/p/Czy1uPsi3al/?hl=de

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